Rezension

Leider enttäuschend.

Hyde - Antje Wagner

Hyde
von Antje Wagner

Bewertet mit 1 Sternen

Das Jugendbuch „HYDE“ von Antje Wagner erzählt die Geschichte der 18-jährigen Katrina. Katrina ist Tischlerin auf der Walz. Auf der Suche nach einer Unterkunft stolpert sie mehr oder weniger zufällig über ein heruntergekommenes Haus, das sie im Laufe der Geschichte renoviert. Doch Katrina hat eine schwere Vergangenheit hinter sich und mit sich und Ihrer Identität zu kämpfen.

Die Geschichte konnte mich leider überhaupt nicht überzeugen. Das Buch beschreibt abwechselnd drei verschiedene Zeitstränge in Katrinas Leben. Zwei in der Vergangenheit, einer in der Gegenwart. Ich fand diese Sprünge haben das Buch leider oft unübersichtlich gemacht und man hat gemerkt, dass die Autorin durch Wechsel mitten in der Szene versucht hat Spannung zu erzeugen. Da dies aber so oft passiert ist, fing es schnell an mir auf die Nerven zu gehen und das Buch chaotisch zu machen. Es sind sowieso schon drei Zeitstränge vorhanden, ist es da wirklich notwendig bei der Schlussszene im ‚Kartoffelparadies‘ auch noch absatzweise über einen Zeitraum von ein paar Stunden hin und her zu springen?

Meiner Meinung nach wurde in dem Buch auch einfach versucht, zu viel auf einmal in die Geschichte hineinzustecken. (Achtung SPOILER)

Ein Teil der Geschichte behandelt Katrinas Umgang mit Ihrem entstellten Gesicht, besonders der Anfang liest sich eher wie ein Roadtrip Katrinas und befasst sich mit den Reaktionen der Leute auf Ihre Entstellung. Wobei ich auch hier finde, dass die Leute im „Kartoffelparadies“ sehr einseitig gezeichnet werden. Der Chef ist ein ‚schmieriger‘ Typ, der sein Restaurant verkommen lässt (wobei dann auch unklar ist warum so viele Gäste kommen…), seine Angestellten ausnutzt und sich an den Kellnerinnen in ihren kurzen Uniformen aufgeilt. Und falls irgendwer immer noch nicht verstanden haben sollte, dass er ein böser Mensch ist, gibt es für ihn auch noch einen Hund, den er schlecht behandeln kann. Die hauptsächlich männliche Kundschaft ist natürlich komplett frauenverachtend und widerwärtig. Keiner der Männer setzt sich für Katrina ein, lediglich die weiblichen Kellnerinnen scheinen ihr helfen zu wollen.

Ein weiterer Handlungsstrang behandelt Katrinas Vergangenheit und ihre Entführung/Rettung als Baby von Ihrem Großvater.

Im dritten Handlungsstrang geht es dann um Katrinas Beziehung zu einem verfallenen Haus. Sie versucht das Haus auf Vordermann zu bringen und in Erfahrung zu bringen, was mit den Verwaltern vor ihr passiert ist, die alle verschwunden zu sein scheinen. Dies ist der übernatürliche Teil der Geschichte, der meiner Meinung nach aber wegen der Fülle der anderen Handlungen nur angeschnitten und nicht genug ausgearbeitet wurde. Besonders überzogen fand ich dann die Schlussszene. Die gab mir dann doch den Rest, Katrinas Knutschszene mit dem personifizierten Haus, das sich mal als Katze und am Schluss dann als Zwitterwesen manifestiert, war mir dann doch zu viel. Und das Haus hat die Vormieter in Autowracks verwandelt (und damit ja auch ermordet), weil diese es nicht so renovieren wollten, wie es dem Haus gefiel? Und Katrinas Reaktion dazu ist: Ich pflanze Blumen auf die Wracks, aber was solls?

Und es gibt noch den Handlungsstrang, in dem Katrina sich an den Leuten, die den Waldbrand verursacht haben, rächen möchte. Hier hatte ich auch große Probleme. Katrina spricht von einer Kriegskasse, die sie befüllen muss, um Ihre Rache ausführen zu können. Sie führt eine Racheliste mit Namen, die sie nach getaner Arbeit durchstreicht. Das Buch baut hier unglaublich Spannung auf, dies weckt Erwartungen auf eine heftige Auflösung. Und was hat sie gemacht? Sie hat das Haus des ersten Opfers geflutet, das wars dann aber auch. Und deshalb hat sie so Angst vor der Polizei, dass sie bei jeder Sirene aufschreckt. Meiner Meinung nach unglaubwürdig. Für das zweite Opfer hatte sie sich eine Explosion für das Haus ausgedacht, wie hätte sie das denn bewerkstelligen sollen?

Jeder dieser Handlungsstränge hätte meiner Meinung nach für sich für ein eigenes Buch gereicht. Im Gesamten ist es mir aber einfach zu viel gewesen. Viel angeschnitten, aber nicht gut entwickelt und ausgeführt.

Ich kann daher leider keine Empfehlung für dieses Buch aussprechen. Und zur Letzen Seite: Katrina macht also mit Josefine ein Tischlerei-Astro-Café auf? Woher haben sie das Geld, und warum sollte Katrina mit der Person, die verantwortlich dafür ist, dass sie den schrecklichen Job im ‚Kartoffelparadies‘ bekommen hat, ein Café eröffnen wollen? Josefine kannte dieses Restaurant/Motel offenbar so gut, dass sie wusste, dass dort eine Kellnerin gebraucht wird, und damit müsste sie auch wissen, wie verachtend die Frauen behandelt werden (beim angeblichen Zielpublikum von Truckern fragt man sich auch hier wieso eine Wahrsagerin das Motel kennt). Dennoch schickt sie Katrina dorthin. Das ist eine Person mit der man gemeinsam ein Geschäft führen möchte. Zu guter Letzt: nachdem der Großteil der Leute in diesem Buch sowohl Katrina, als auch das Haus wie die Pest meiden, sollen wir jetzt also glauben, dass hier jemand zum Möbel kaufen und Karten legen lassen kommt?