Rezension

Leider erst spät, dann jedoch sehr spannend

The Numbers - Welche Zahl bringt dir den Tod? - Ewan Scott

The Numbers - Welche Zahl bringt dir den Tod?
von Ewan Scott

Bewertet mit 3 Sternen

Zum Inhalt:
Rund um London werden Autofahrer ermordet. Da der Täter eine Signatur hinterlässt – Zettel mit Zahlen und Kinderspielzeuge – die Opfer unendlich grausam zu Tode kamen und die Morde immer schneller aufeinander zu folgen scheinen, steht die Kriminalpolizei unter großem öffentlichem Druck. Weil der leitende Beamte Law ein nicht zu übersehendes Alkoholproblem hat und zudem die Presse zu gut informiert scheint, wird ihm nicht nur Ellie Buckland zur Seite, sondern einer seiner ältesten Widersacher gegenüber gestellt. Und so kämpft Law nicht nur gegen den Serientäter, sondern zusätzlich gegen die Feinde unter den Kollegen.

Mein Eindruck..
Zwar kommt der Krimi zum Ende hin ganz gewaltig in die Puschen, bis dahin vergeht aber viel zu viel Zeit mit Privatgedöns, bei dem man sich öfter wie in einem französischen Drama fühlt: Wenn nur einer mal den Mund aufmachen würde, könnte man sich viel Ärger ersparen. Aber wieso sollte der Autor an Ärger sparen, wenn er damit problemlos (nur nicht für Law und seine Umgebung) viele Seiten füllen kann. Und so wühlt sich die Leserschaft durch Mengen an Alkohol, Diskussionen mit der Tochter und schwermütige Gedanken an die Ehefrau (welche Law verlassen hat), bis man ganz am Grund der Depression einen Fall findet, der Selbstjustiz mit banaler Schwerkriminalität kombiniert. Leider bleibt dadurch nicht mehr viel Platz für Charakterentwicklungen, Ermittlungen oder auch nur einen tieferen Blick in die Psyche des Täters und so kommt der Leser dem Mysterium um die Zahlenkombinationen schneller auf die Spur als eine ganze Mannschaft von Polizisten. Apropos Mannschaft: Scott führt dermaßen viele Charaktere ein, dass man als Leser schnell den Überblick verliert. Diese Charaktere sind jedoch fast beliebig und austauschbar, - großartige Informationen erhält man zu ihnen nicht. Sie werden erwähnt und schon fällt ein neuer Name. Mehr Ausschmückung erfahren die Morde bzw. die aus ihnen erfolgten Verletzungen: Hier beweist Scott eine Erfindungsgabe und Detailtreue, die sensiblen Gemütern ganz schön auf den Magen schlagen kann. Trotzdem dümpelt man ein wenig durch die Geschichte, erfährt vieles über Laws und Bucklands Vergangenheit (schließlich ist das Buch der Beginn einer Reihe) um dann praktisch völlig überraschend und urplötzlich in einen Showdown zu stürzen, der es in sich hat. Hier zeigt Scott wirklich sein erzählerisches Können und lässt den Leser mitfiebern, mitleiden, hoffen und bangen und schenkt weder Law, seinen Kollegen und dem Killer auch nur eine Atempause. Einen Zusammenhang und fast übermenschliche Fähigkeiten einer Figur hätte sich Scott jedoch lieber sparen sollen – der Glaubwürdigkeit seiner Geschichte hätte es besser zu Gesicht gestanden.

Mein Fazit:
Zu viel Drumherum, zu wenig Fall, am Ende jedoch ein echter Pageturner