Rezension

Leider etwas langatmig

Und Blut soll dich verfolgen - Rebecca Stott

Und Blut soll dich verfolgen
von Rebecca Stott

Irgendwie weiss ich nicht warum, aber irgendwie konnte mich dieses Buch nicht fesseln. Ich könnt nich mal sagen warum.

Die Geschichte wird aus Lydias Sicht erzählt, als würde sie Cameron Brown (u.a. ihr Geliebter und auch Sohn von Elizabeth Vogelsang) alle Geschehnisse aus ihrer Erinnerung erzählen. Anfangs gefiel mir das sehr gut, weil ich mir dabei immer eine Frau mit Weinglas in der Hand vorstellte, bequem auf einem Lesesessel ich auf dem Sofa daneben und sie erzählte mir ihre Geschichte. Diese hervorgerufene Fantasie wirke beruhigend und war eine angenehme Vorstellung und Athmosphäre. Später dann, als gewisse Ereignisse sich zutragen, wird die Geschichte etwas rasanter und verliert leider diesen Charme.

Dass Isaac Newton möglicherweise ein Mörder gewesen sein soll, ist nicht einfach aus der Luft gegriffen - möglicherweise nicht einmal fiktiv! So recherchierte die Autorin, u.a. Professorin an der Anglia Ruskin University in Cambridge, in vielerlei Bibliotheken, um diesen Roman zu schreiben. Wie sie selbst in einem Nachwort schreibt:
"Alle Figuren aus dem siebzehnten Jahrhundert, die in diesem Roman vorkommen - Studenten, Fellows, Alchemisten, Ratsherren, Chemiker und Apotheker -, haben gelebt und sind dokumentiert [...] Isaac Newton hinterliess eine Fülle von Auskünften über seine eigene Person, einige Bereiche seines Lebens sind jedoch nicht gut ausgeleuchtet, und daran wird sich wohl auch in Zukunft nichts ändern [...] In Und Blut soll dich verfolgen habe ich die sorgfältist recherchierten Todesfälle in Trinity, Isaac Newtons Alchemie und Ezekiel Foxcroft zu einer Geschichte über Günstlingswirtschaft und Mord verwoben. Diese Geschichte ist Spekulation. Ob sie aber auch Fiktion ist, werden wir nie erfahren."

Im ganzen Buch merkt man, dass es nicht einfach ein fiktiver Roman ist, sondern teils mit Fussnoten versehen und auch am Schluss mit Nachweisen und sogar einer Zeittafel über Ezekiel Foxcroft und Isaac Newton. Dies alles ist leicht verständlich, man muss also nicht selbst in Cambridge studiert haben, um diese Geschichte zu lesen. Dennoch ist auch der Schreibstil manchmal etwas "erläuternd", obwohl die Autorin auch beweist, dass sie detailhaft und verträumt beschreiben kann.
Diese "Formbarkeit" ihres Schreibstils rechne ich ihr hoch an, weil Wissenschaftler oft nicht aus ihren "starren Formen" herauskommen.

Dass Isaac Newton ein Mörder gewesen sein könnte, wird in diesem Buch sehr wissenschaftllich behandelt und am Schluss ist es zwar Interpretationssache, doch Newton kommt vielleicht nicht ganz so gut weg. Ezekiel Foxcroft spielt dabei eine sehr interessante Figur - um nicht zu sagen Schlüsselfigur, doch zuviel verraten möchte ich ja nicht.

Unterm Strich fand ich die Geschichte über die Mordserie in den 1660ern verknüpft mit einem skandalösen Buch in der heutigen Zeit sehr interessant (auch wenn man bedenkt, dass es tatsächlich so oder ähnlich gewesen sein könnte!). Auch die darin verwickelte Liebesgeschichte zwischen Lydia und Cameron ist glaubhaft und alles andere als musterhaft. Dennoch empfand ich es öfters langatmig und hinausgeschoben, sodass mich das Buch erst gegen Schluss bei der Auflösung richtig fesselnd konnte.
 

3 / 5 Sterne