Rezension

Leider etwas seicht geblieben

Wir Wellenreiter
von Carolin Anders

Die Idee des Buches finde ich wundervoll, ich mag Tagebuch- und Email- oder Briefromane. Man kann dabei so viel Persönliches reinbringen. Diese Form bietet sich geradezu an, Gedanken und Gefühle zu ergründen, doch das genau das, was für mich diese Buchform ausmacht, fehlt mir hier: Oftmals bietet Protagonistin Julia, deren Tagebucheinträge man hier liest, nur reine Berichte. Und selbst wenn sie mal ihre Gefühle offenbart, ist das eher oberflächlich. Dabei gibt es so viele Ansätze dafür, die nur leider nicht genutzt werden.

Vielleicht liegt es auch mit daran, dass ich für die Protagonistin überhaupt kein Verständnis entwickeln konnte: Viele ihre Handlungen bleiben mir verschlossen und ich muss den Kopf schütteln, weil ich nicht begreifen konnte, warum sie das nun genauso macht. Dabei hätte man das aufklären können, wenn eben die persönliche Gefühlsebene in den Tagebucheinträgen mehr aufgenommen worden wäre. Allein die Frage, warum sie so lange mit Leo zusammen geblieben ist, hätte sicherlich viele Seiten gefüllt.
Auch Marius konnte nicht viel Sympathiepunkte gewinnen, denn - obwohl Julia ihn liebt und das über Jahre hinweg - blieb er etwas flach und wenig ausgestaltet. Nur einige wenige Punkte, für die Julia schwärmt, wurden stärker präsentiert. Und dazu kam, dass ich einige Aktionen von ihm absolut nicht gutheißen konnte. Nur einen Namen möchte ich als Beispiel nennen: Detlef.

Trotz alledem war ich seltsam fasziniert von der Geschichte und habe sie in einem Zug durchgelesen, allein dafür gibt es schon einen Pluspunkt. Stilistisch gesehen ist es recht einfach geschrieben, aber durchaus passend zu Tagebucheinträgen und E-Mails. Wenn die Gedanken und Gefühle von Julia mehr Tiefe gehabt hätten, hätte mich das Buch vermutlich begeistert.

Fazit

Leider fehlte mir der Tiefgang in diesem Buch: Es tröpfelt seicht vor sich hin, lässt sich durchaus gut lesen, aber für mich gab es kein Identifikationspotential mit der Protagonistin - im Gegenteil, eher oft vollkommenes Unverständnis für ihre Handlungen.