Rezension

Leider etwas zu oberflächlich...

Es wird keine Helden geben - Anna Seidl

Es wird keine Helden geben
von Anna Seidl

Bewertet mit 4 Sternen

Ich habe das Buch im Rahmen einer Bloggeraktion, an der 100 Blogger beteiligt waren, als Rezensionsexemplar erhalten. Danke an dieser Stelle an Katja für die tolle Organisation und an den Oetinger Verlag für die Bereitstellung. 
Anna Seidl´s Debütroman beschäftigt sich mit wirklich wichtigen Themen wie Mobbing, Vertrauen, Freundschaft, Liebe und Selbstfindung.
Da diese Themen immer wieder thematisiert werden sollten, finde ich es gut, dass es diese Buch gibt. Vor allem, da Amokläufe leider keine Seltenheit mehr sind.
Miriam erlebt einen Amoklauf an ihrer Schule. 7 Menschen sterben dabei - darunter auch Miriams Freund Tobi, den Miriam blutend am Boden vorfindet. In dem Moment, als sie erschossen werden soll, rette sie einen Kugel, die den Amokläufer trifft. Doch wie lebt man weiter, nachdem mal so etwas erlebt hat? Genau diese Frage versucht Anna Seidl zu beantworten oder besser, einen Ansatz zur Lösung der Frage zu finden. Wie schafft man es, über das Erlebte "hinwegzukommen" und selber weiterzuleben ohne an den Erinnerungen zu zerbrechen. 
In "Es wird keine Helden geben" begleitet der Leser Miriam und ihre Trauerarbeit. Im Buch wird Miriam immer wieder von Erinnerungen an ihr Leben vor dem Amoklauf eingeholt. Diese Erinnerungen werden dann im Buch durch eine andere Schriftart abgesetzt und sind so gut von der gegenwärtigen Situation zu unterscheiden. 
Die Erinnerungen, die Miriam immer wieder beschreibt, lassen sie irgendwie als oberflächliche Zicke erscheinen. Ich hatte auch teilweise den Eindruck, dass sie wirklich bewusst gemobbt hat, um sich in der Gruppe stark zu fühlen. 
Die Trauerarbeit, die Miriam innerhalb des Buches durchläuft, erscheint mir aber etwas zu oberflächlich. Es hat vielleicht auch mit meinen eigenen Erfahrungen zu tun, aber das war mir irgendwie zu wenig. Mir fehlt der Austausch mit anderen, der irgendwie zu einer Aufarbeitung dazugehört, gerade nach einem Amoklauf. Natürlich geht Miriam zu Dr. Frei, einer Pyschologin, wenn auch zu Beginn nicht freiwillig, und später auch in eine Gruppentherapie, aber die Aufarbeitung hat auch immer etwas mit der Vorgeschichte zu tun und diese wird kaum mal - ausser in Miriams Gedanken - thematisiert.
Ich fand es aber berührend, welche Gedanken sich Miriam über das Leben und den Tod macht. Sie beschäftigt sich viel mit der Frage nach dem Sinn des Lebens, findet aber keine richtige Antwort auf die Frage. Allerdings konnte ich mich nicht ganz in Miriams Gedankenwelt einfühlen, was ich schade fand, weil ich gerne auch emotional nachgefunden hätte, was sie fühlt. 
Teilweise fand ich die Abläufe auch etwas unlogisch. Warum sollte die Familie von Miriam sie so sehr sich selber überlassen? Sie schließt sich teilweise tagelang ein, bekommt nur Essen vor die Tür gestellt und das erscheint mir schon etwas seltsam. Die Familie versucht gar nicht, mit ihr ins Gespräch zu kommen, was mich sehr verwundert.
Das Ende - das wirkt mir etwas gezwungen, ich kann nicht genau erklären, warum, aber ich fand, es steht im Widerspruch zu dem Rest des Buches. Ich möchte jetzt nicht spoilern, aber ich fand, es passt nicht.
Das Cover des Jugendromans ist im schlichten weiß gehalten. Das Rot der Schrift assoziiere ich sofort mit Blut und die schwarze Buchstaben erinnern an Trauer und Tod. An sich gefällt mir aber das Cover, da es gut zum Inhalt passt. Auch die Gestaltung des Buches im Inneren gefällt mir, weil sie ebenso schlicht, aber passend ist.
Der Schreibstil von Anna Seidl gefällt mir, ich finde ihn jetzt aber nicht überragend. Dennoch trifft sie mit ihren kurzen Sätzen immer den Kern der Sache, was ich gut fand. Ihre Stilistik ist noch ausbaubar, immerhin ist es ja erst ihr erstes Buch.

Fazit: 
Ein Jugendbuch, das zum Nachdenken anregt. Es beschäftigt sich mit den wichtigen Thema Amoklauf, das - wie ich finde - immer wieder angesprochen werden sollte. 
Allerdings ist mir die Trauerarbeit etwas zu oberflächlich, was ich schade finde, weil die Ansätze wirklich da sind, aber nicht weitgeführt werden.