Rezension

Leider fad

Ida - Katharina Adler

Ida
von Katharina Adler

Bewertet mit 3 Sternen

Groß wurde es angekündigt, die Urenkelin von Freuds Fall "Dora", bürgerlich Ida Adler, veröffentlicht eine Geschichte über die (wahren) Hintergründe dieser bekannten Person, die so oft unterschiedlich dargestellt worden ist und so oft in der psychologischen und pädagogischen Welt zitiert wird.

LEIDER kommt Dr. Freud erst nach circa 2/3 des Buchs ins "Spiel", vorher ist das Buch sehr fad. Die Achronologie lässt einen rätseln, warum sie so gewählt worden ist, was uns der Einblick in Idas Leben nach 1938 sagen soll, ob man das Geschehen psychoanalytische lesen muss... ABER man findet keine Spuren, bis das entscheidene eine!! Kapitel mit Herrn Freud erscheint. Dies ist dann auch wirklich interessant und spannend. Liegt Freud auf der richtigen Spur bezüglich Idas Leiden? Hat Ida überhaupt ein "größeres" Problem? Mit viel Mitleid liest man, wie es ihr vor der Behandlung Freuds ergangen ist. Manchmal hinterfragt man ihr Erleben allerdings auch, hat Freud doch Recht gehabt, hat er übertrieben?

Zudem wird großer Fokus auf den Bruder Otto gelegt, der in kommunistischen Kreisen agiert und später untertauchen muss.

Letztendlich ist dieses Buch jedoch wieder ein Emmigrationsroman und berichtet, wie die Situation für Juden/konvertierte Juden/angeheiratete Juden/Kommunisten/ Künstler in Wien, Prag, Meran, etc. in den 1930er Jahren gewesen ist,  wie sie zu fliehen versuchten und wie das Leben im Exil weiterging.

Leider hat das Werk wenig mit der Psychoanalyse und noch viel weniger mit Dr. Freuds Fall zu tun. Alles wird kurz und sehr oberflächlich angerissen. Sicherlich, um bei den wahren Begebenheiten zu bleiben, da man in Wirklichkeit auch nicht viel mehr weiß. Jedoch wäre ein autobiographischer Text da angebrachter gewesen, als einen fiktiven Roman daraus zu machen, dem dann einfach die Spannung fehlt.

Positiv im Gedächtnis ist mir geblieben, dass Frau Adler Situationen sehr anschaulich beschreiben kann, v.a. die Flucht Idas und das Gedränge im Zug.