Rezension

Leider fand ich keinen Zugang zum Zauber

Monsieur Blake und der Zauber der Liebe - Gilles Legardinier

Monsieur Blake und der Zauber der Liebe
von Gilles Legardinier

Bewertet mit 2.5 Sternen

Der Klappentext klang schon sehr charmant und vielversprechend: nach der herzerwärmenden Geschichte eines alten Mannes, der seinen Lebensabend dazu nutzt, anderen Menschen mit ihren Problemen zu helfen und ihr Leben zu bereichern, und dabei ganz nebenbei selbst wieder die Freude am Leben entdeckt.

Und eigentlich bietet das Buch auch genau das! Jeder der Bewohner des Herrenhauses kämpft mit Sorgen, Zweifeln, Ängsten und heimlichen Wünschen, und ihnen allen steht Andrew forsch und auf oft unkonventionelle Art zur Seite. Er tut, was immer erforderlich ist - ob er sich jetzt als Frau verkleiden, einem Kind das Rechnen beibringen oder gar das Gesetz mit Füßen treten muss... Aber leider, leider hat das Buch sich nicht so mühelos in mein Herz geschlichen, wie Monsieur Blake das bei seiner neuen Arbeitgeberin und seinen schrulligen Kollegen schafft.

Vieles schien mir relativ vorhersehbar - und von dem, was mich überraschte, fand ich manches nicht glaubwürdig, besonders gegen Ende der Geschichte. Oft waren es die kleinen Dinge, die mich pieksten wie ein Steinchen im Schuh: Da fährt z.B. jemand mit dem Auto gegen einen Baum, und das Auto explodiert - was eigentlich nur in Hollywood passiert. Oder die Köchin schlägt jemanden mit der Bratpfanne nieder, und der verliert erst das Bewusstsein, dann das Gedächtnis, muss aber nicht mal ins Krankenhaus. Und da gibt es da noch Yanis, einen 14-jährigen Teenager, der immer wieder als "Kind", "Kleiner" oder "kleiner Junge" bezeichnet wird. Es wird von seiner "hellen Kinderstimme" gesprochen und seiner "kleinen Hand", und tatsächlich benimmt er sich oft eher wie ein Grundschüler.

Vielleicht habe ich von dem Buch zuviel Realismus erwartet und hätte mich eher darauf einlassen sollen wie auf ein modernes Märchen, aber das fiel mir leider schwer und dementsprechend kam bei mir keine rechte Spannung oder Leselust auf. Oft habe ich mich bei dem Gedanken ertappt, dass die Geschichte für mich vielleicht besser als Kinofilm "funktioniert" hätte als als Buch - und tatsächlich stammt der Autor auch eigentlich aus der Filmbranche und hat sich mit romantischen, leichtherzigen Komödien einen Namen gemacht.

Die Protagonisten waren durchaus interessant und sympathisch, aber aus irgendeinem Grund haben sie mich nicht wirklich emotional packen können. Gerade in den Dialogen hatte ich immer wieder das Gefühl, dass ich die individuelle "Stimme" eines Charakters einfach nicht heraushören konnte, trotz all ihrer kleinen Macken und Schrullen und Eigenheiten. Odile, zum Beispiel: der Autor zeigt mir diese resolute Köchin mit dem unwirschen Ton und dem goldenen Herzen, mit ihrer herzlichen Liebe zu ihrer Katze, mit ihrer furchtbaren Phobie vor Spinnen und Mäusen... Und dennoch, trotz aller Liebe zum Detail, bin ich nicht vollends mit ihr warmgeworden.

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, man kann sich die beschriebenen Szenen gut vorstellen, und der Autor schildert die Geschehnisse bildreich, aber nicht überfrachtet. Nur manchmal waren eine Szene oder ein Dialog für meinen Geschmack zu kitschig oder rührselig, und ehrlich gesagt erschienen mir manche von Blakes Lebensweisheiten etwas klischeehaft. Aber auch das lag vielleicht daran, dass ich meine (unangebrachte?) Skepsis nicht über Bord werfen konnte... Jedenfalls bietet das Buch eine gute Dosis Romantik, wobei hier erfrischenderweise Liebende jeden Alters und jedes Standes zueinander finden.

Gilles Legardinier erzählt die Geschichte von Monsieur Blake mit viel Humor, manchmal bitterböse und schwarz, manchmal beinahe albern und mit mehr als einer Prise Slapstick. Und so leid es mir tut, auch der Humor hat mich nicht wirklich angesprochen, sondern wirkte auf mich eher bemüht und überzogen. Aber ich denke, von allen Dingen, die man an einem Buch mögen oder nicht mögen kann, ist Humor wahrscheinlich am allerdeutlichsten Geschmacksache! Und tatsächlich habe ich schon Kritiken von Lesern gelesen, die gerade den Humor wunderbar und zum Schreien komisch fanden.

Ich will mit meiner Kritik nicht sagen, dass das Buch schlecht geschrieben ist; ich bin mir sogar sicher, dass es dem Leser, der sich besser darauf einlassen kann als ich, viel zu bieten hat! Manchmal passen Leser und Buch einfach nicht zusammen, und das muss nicht unbedingt immer am Buch liegen.

Fazit:
Die warmherzige Geschichte eines alten Mannes, der mit seiner Weisheit das Leben aller Menschen um ihn herum berührt und bereichert. Leider fand ich zu Geschichte und Charakteren keinen rechten Zugang, würde aber deswegen nicht sagen, dass es ein schlechtes Buch ist - nur leider nicht das richtige Buch für mich persönlich. Wer eine märchenhafte Geschichte voller Romantik, Herzschmerz und rührenden Lebensweisheiten sucht, mit viel Humor, schrulligen Charakteren und den aberwitzigsten Ereignissen, könnte hier voll auf seine Kosten kommen. Deswegen würde ich auf jeden Fall die Leseprobe empfehlen!