Rezension

Leider fehlte mir ein wenig der Thrill

Pretty Baby - Das unbekannte Mädchen - Mary Kubica

Pretty Baby - Das unbekannte Mädchen
von Mary Kubica

Bewertet mit 3.5 Sternen

Heidi Wood ist eine durch und durch sozial engagierte Frau, sie setzt sich gerne für andere ein und hilft, wo sie nur kann. Kein Wunder, dass ihr das junge Mädchen mit dem Baby im Arm auffällt, das eines Morgens an der Haltestelle steht, mitten im Regen. Das Mädchen geht ihr einfach nicht aus dem Kopf und irgendwann spricht sie sie an und lädt sie zum Essen ein. Dabei fällt ihr auf, wie verwahlost Willow, das Mädchen, und Ruby, das Baby, wirklich sind. Am nächsten Morgen sucht sie die Beiden erneut auf und nimmt sie kurzerhand mit nach Hause, denn das Baby hat hohes Fieber. Doch ihrem Mann Chris ist das ganze nicht geheuer, er misstraut dem merkwürdigem Mädchen und beginnt heimlich nachzuforschen.

Meine Meinung:

Nach den ganzen Ankündigungen über einen spannenden Thriller, war ich mehr als gespannt und neugierig auf dieses Buch. Doch der Einstieg beginnt eher ruhig und ein wenig langatmig und ich erfuhr zunächst jede Menge Details über das, was die Protagonistin gerade so alles tat und was dabei in ihr vorging. Auch wenn der Schreibstil sich recht gut lesen lässt, holt die Autorin immer wieder sehr weit aus. Für mich hätten es ruhig ein wenig weniger Ausschweifungen sein dürfen, denn so ging doch der Thrill oder eher der Psychothriller etwas verloren. Das finde ich sehr schade, denn das Thema, dass hier zu Grunde liegt, ist eigentlich eines, was immer wieder nahe geht und auch wieder einmal aufzeigt, wie Menschen sich einander gegenüber verhalten.
Die Geschichte wird aus dreierlei Perspektiven erzählt, einmal aus der Sicht Heidis, dann aus der Sicht ihres Ehemanns Chris und zu guter Letzt erzählt die geheimnisvolle Willow. Dabei erfahren wir von Heidi und Chris aus der Gegenwart und von Willow über ihre Herkunft. Dabei erfahre ich als Leser so einige Geheimnisse der Protagonisten, von denen sie gegenseitig nichts ahnen. Das hat mir wiederum ganz hervorragend gefallen. Auch die Erzählperspektive in der Ich-Form mag ich sehr, denn so kann ich mich immer sehr gut in die handelnden Personen einfühlen. Allerdings gelang mir das hier nur so an der Oberfläche, denn auch wenn ich viel über jeden der drei weiß, gibt es wenig Einblicke in die Person selber. Bis auf Heidi, deren Psyche mir recht gut nahe gebracht wurde, die ich auch am Anfang sehr gut verstehen kann, ihre innere Wendung ich aber nur am Rande nachvollziehen kann, denn sie macht einen für mich doch recht abrupten Turn in eine ganz andere Person.
Der Plot plätschert ein wenig vor sich hin und das es mal actionreiche Szenen gibt, könnte ich so nicht sagen. Doch auch wenn das ganze nicht allzu viel Tempo macht, sondern eher einer klaren Linie folgt, fiel es mir nicht schwer die Geschichte zu verfolgen. Es gibt einfach bei jedem zu viele Geheimnisse, die man mit dem jeweiligen Charakter weiterverfolgen möchte. Also ein sehr schwer zu beschreibende Mischung, für mich war es inhaltlich sehr spannend und interessant, nur einfach zu detailliert beschrieben.
Die einzelnen Personen waren teilweise schwer greifbar. So mochte ich Heidi und ihre Art zunächst sehr gerne und ich konnte recht gut in sie hineinfühlen. Doch irgendwann verlor ich dann auch den Bezug zu ihr und konnte ihre Handlungen nicht immer nachvollziehen. Chris war für mich ein sehr oberflächlicher Charakter, den ich so gar nicht mochte. Willow ist definitiv der spannendste Charakter, wobei mir bei ihr einfach der Bezug fehlte. Ich konnte auch mit ihr nicht richtig warm werden und es fiel mir schwer, ihre Handlungen zum Teil nachzuvollziehen.

Mein Fazit:

Ein Buch dessen Thema immer wieder aktuell und durchaus interessant ist, allerdings hatte das Buch für mich einige Längen, was zum großen Teil an den eher ausschmückenden Schreibstil ohne viel Emotionen lag. Ich würde das Buch auch nicht unbedingt in der Kategorie Thriller einordnen. Mir fällt es auch recht schwer, es hier zu bewerten, denn es war ein merkwürdige Mischung aus spannender Langatmigkeit. Auch wenn ich die Erlebnisse der Charaktere alle aus deren Sicht miterleben konnte, fiel es mir schwer, zu den einzlnen eine Beziehung aufzubauen. So möchte ich hier einfach sagen: ladet euch eine Leseprobe hoch und schmökert ein wenig in das Geschehen, denn ich denke, dass es hier ganz viel um den persönlichen Lesegeschmack geht.