Rezension

Leider ganz weit entfernt von einem Psychothriller!

Hotline - Jutta Maria Herrmann

Hotline
von Jutta Maria Herrmann

Bewertet mit 0.5 Sternen

Geben wir es doch zu: Schlägt ein Buch komplett durch und ist somit in aller Munde, werden ähnliche Bücher auf den Markt gehauen. So auch hier. 

Angefangen bei den ersten Kapiteln mit "Davor" und "Danach" die noch dazu aus der Tätersicht geschrieben sind, über die Idee eines Start Up Unternehmens was es so noch nicht gegeben hat, mit der selbe Anzahl Protagonisten - die noch dazu auch in einer WG zusammen wohnen, über den gleichen Schauplatz, nämlich Berlin scheint das Buch eindeutige Parallelen zu Zoran Drvenkar's "Sorry" aufzuweisen.

Doch konnte mich Drvenkar auf eine faszinierende Lesereise mitnehmen, verliert sich Herrmann in Alltagsbanilitäten.

Die Kapitel sind in Tage unterteilt, in deren Verlauf wir die vier Protagonisten Chris, Rick, Paula und Konrad, die zusammen in einer WG wohnen, kennenlernen. Wir begleiten sie auf auf dem Weg zur Arbeit, beim joggen, duschen, leben.

Vielleicht sind es für mich gerade die ausschweifenden Tagesabläufe gewesen, die gar keinen Platz für den Spannungsablauf gelassen haben.

Dabei wirkt die Sprache auf mich gekünselt,

"Nach einer Stunde im Park fühlt Rick sich wieder im Einklang mit sich und seinem Körper."

S. 82

an manchen Stellen unnötig verlängert durch allzu detaillierte Beschreibungen

"Er seift sich ein und nimmt den Duschkopf in die Hand, um die Seife von seinem Körper abzuspülen. Auf seinen Lippen schmeckt er zu seinem Erstaunen den salzigen Geschmack von Tränen. Ihm ist nicht bewusst, dass er geweint hat. Er hebt das Gesicht in den Wasserstrahl und bleibt so lange darunter stehen, bis das Wasser allmählich kalt wird. Dann dreht er den Hahn wieder zu, steigt aus der Wanne und greift sich sein grünes Handtuch, das neben Chris' schwarzem an der Wand hängt. Das mit den unterschiedlichen Farben war Paulas Idee. Damit es keine Verwechslungen gibt. Rick ist es ziemlich egal, mit welchem Handtuch er sich abtrocknet, aber Paula hat darauf bestanden, dass jeder sich eine andere Handtuch-Farbe aussucht."

S. 84

und teils altmodisch formuliert

"Wie es ihr wohl ergangen sein mag?"

S. 108

Doch das Schlimmste ist für mich die Bezeichnung "Psychothriller", die einem sogar auf dem Cover schon entgegen hüpft! Dabei ist das Cover für mich noch das raffinierteste am ganzen Buch! Auf den ersten Blick ist nicht gleich zu erkennen, dass es sich hierbei um das innere eines Kartons handelt, was perfekt zur Geschichte abgestimmt ist.

Der einzige Psychothrill den es für mich gab, war mich durch 331 zu schleppen, obwohl ich nach gut 1/3 schon wußte wer der Täter ist. Diese Erkenntnis drängt sich beim Lesen regelrecht auf, Herrmann versucht gar nicht erst falsche Fährten zu legen. Die "große Auflösung" mit dem dramatischen Ende hätte es für mich gar nicht mehr gebraucht.

Sorry, dann doch lieber fernsehen...