Rezension

Leider gar nicht meins

Das Flüstern der Magie
von Laura Kneidl

Nettes Buch für Zwischendurch, wenn man eine unkomplizierte Liebesgeschichte sucht. Wer gut durchdachte Fantasy sucht, wird enttäuscht.

Fallon ist von dem sympathischen Read, dem sie zufällig in einer Bar begegnet, noch mehr fasziniert, als sie herausfindet, dass er sie trotz ihres magischen Tarnmantels wahrnehmen kann. Obwohl es ihre Aufgabe ist, magische Gegenstände aufzuspüren und in ihrem Archiv sicher vor Unwissenden zu verwahren, ist ihr dieser Umstand ein großes Rätsel. Doch ihr Leben gerät erst richtig durcheinander, als zusammen mit Read auch ihre magischen Tarotkarten verschwinden, die für ganz Edinburgh zur Gefahr werden können. 

 

Ich habe über das „Flüstern der Magie“ viele positive Rezensionen gelesen, aber muss leider sagen, dass es überhaupt nicht mein Buch ist. Durch Laura Kneidels einfachen und flüssigen Schreibstil bin ich zunächst noch sehr gut in die Geschichte eingestiegen. Die Handlung wird aus Fallons Perspektive erzählt, wodurch man sich sofort mitten im Geschehen befindet und einen guten Einblick in ihre Gedankengänge bekommt. Diese drehen sich für meinen Geschmack aber einfach zu oft ums Offensichtliche. Ich mag es eigentlich sehr, wenn der Titel des Buches sinnvoll aufgegriffen wird, allerdings konnte ich es hier irgendwann echt nicht mehr lesen.

Fallon war mir am Anfang mit ihrer draufgängerischen Art und Selbstständigkeit noch sehr sympathisch. Die Anziehung zwischen ihr und dem geheimnisvollen Read ist rübergekommen und seine scheinbare Magieresistenz konnte meine Neugier wecken. Doch je mehr ich gelesen habe, desto mehr habe ich das Interesse an den beiden verloren. An Fallon hat mich ihr naiver Umgang mit dem Archiv gestört. Ich konnte auch nicht nachvollziehen, dass sie kein Interesse verspürt, sich mit der Magie, der sie ihr Leben widmet, tiefgreifender auseinanderzusetzen. Nachdem Reads Geheimnis aufgedeckt wird, ist dieser gesichtslos. Er kann sich ganz Fallons Problemen widmen, weil er scheinbar selbst keine eigenen Ziele oder Träume im Leben verfolgt. Das tiefe Vertrauen, das sich zwischen den beiden blitzschnell einstellt, konnte mich nicht überzeugen.

Die Handlung, die Suche nach den verkauften magischen Tarotkarten nahezu ohne Anhaltspunkt, hat mich von Anfang an nicht abgeholt. Das lag zum einen daran, dass bei mir die Gefahr, die die Karten für die ganze Stadt darstellen sollen, nicht angekommen ist. Mir hat auch nicht gefallen, dass Fallon und Read eigentlich keinen Hinweis haben, dem sie nachgehen können und die Lösung des Problems am Ende von Zufälligkeiten wie einem Blick in ein Schaufenster oder einem Vogelschiss abhängt. Ob sie jetzt einen magischen Gegenstand suchen oder einen unmagischen, der unwissentlich zur Gefahr werden kann, spielt dabei eigentlich keine Rolle. 

Vor allem hat mich aber enttäuscht, was mich eigentlich erst zum Kauf angeregt hat. Ich habe mir von einem Archiv für magische Objekte in Edinburgh so viel versprochen, aber man erfährt darüber nur Unwesentlichkeiten. Archivare haben ja eigentlich die bedeutsame Aufgabe zu entscheiden, was im Interesse zukünftiger Forschung aufbewahrt werden sollte. Hier haben wir eine Art Abstellkammer, in die wahllos alle magischen Gegenstände aufgenommen werden. Es spielt keine Rolle, ihre Kräfte für die Welt sinnvoll nutzbar zu machen, sie sollen lediglich aus dem Verkehr gezogen werden. Fallon setzt sie daher auch einfach unreflektiert in ihrem Alltag ein, überlegt sogar, das Leben eines Verwandten mit einem Gegenstand zu retten, ohne, dass Grenzen und Konsequenzen des Magieeinsatzes thematisiert werden. Woher die magischen Gegenstände kommen, wie sie funktionieren, ob man gefährliche Gegenstände nicht besser zerstören sollte, konnte die Jahrhunderte alte Institution der Archivare noch nicht beantworten.

Insgesamt ein nettes Buch für Zwischendurch, wenn man eine unkomplizierte Liebesgeschichte mit Abenteuer sucht, die ohne das New Adult typische Beziehungsdrama auskommt. Wer gut durchdachte Fantasy erwartet, wird aber leider schwer enttäuscht.