Rezension

Leider hat die Geschichte meine Erwartungen nicht erfüllt

Der stumme Tod - Volker Kutscher

Der stumme Tod
von Volker Kutscher

Bewertet mit 2 Sternen

Der Inhalt von Der stumme Tod klingt sehr vielversprechend. Diesmal begeben wir uns nämlich in die Filmbranche. In den 1930er Jahren steht dem Filmgeschäft eine revolutionäre Veränderung bevor: Der Wechsel vom Stumm- zum Tonfilm, etwas das man sich heutzutage kaum noch vorstellen kann. Doch nicht alle Filmproduzenten stehen der Veränderung positiv gegenüber. Während sich eine Produktionsfirma dem Tonfilm stellt, setzen andere Firmen nach wie vor auf den Stummfilm. 

Eines Tages kommt es bei den Dreharbeiten an einem neuen Film zu einem tödlichen Unfall: Die Schauspielerin Betty Winter stirbt vor laufender Kamera. Doch was zu Beginn wie ein Unfall aussah, entpuppt sich sehr schnell als Attentat. Und Kommissar Rath möchte unbedingt herausfinden, wer der oder vielleicht auch die Mörderin ist. 

Das Thema Film fand ich hier sehr gut umgesetzt. Wir bekommen einen Einblick in die damalige Stumm- und Tonfilmproblematik. Außerdem war ich überrascht, dass es in den 30er Jahren, die noch heute existierende UFA Produktionsfirma gab. (Die UFA produziert heute unter anderem die bekannten Daily-Soaps GZSZ und Alles was zählt). 

Außerdem bekommen wir einen weiteren Einblick in Raths Arbeit bei der Polizei. Nach seinem letzten Fall ist der Kommissar nämlich versetzt worden. Doch in seiner neuen Abteilung fällt ihm der Start nicht gerade leicht, was hauptsächlich an seiner Arbeitsweise liegt. 

Diese beiden Konflikte, die Veränderung im Filmgeschäft und Kommissar Raths Leben als Einzelgänger, bieten einigen Zündstoff für eine spannende Handlung. Allerdings brauchte die Geschichte diesmal ziemlich lange, um wirklich in Gang zu kommen. Gerade bei dem Kriminallfall hatte ich den Eindruck, dass sich die Geschichte sehr lange auf der Stelle bewegt. Weder Kommissar Rath noch ich hatten irgendeine Idee, wer  von dem Tod Betty Winters profitieren könnte. Erst gegen Schluss geht dann alles Schlag auf Schlag. Allerdings ging mir die Geschichte dann beinahe zu schnell voran, weil ich die neuen Entwicklungen nicht ganz nachvollziehen konnte und so auch mit dem Ende an sich eher unzufrieden war. 
Das Element aus dem ersten Band, dass Kommissar Rath einen Plan hat und wir diesen Plan erst am Ende erfahren, kam hier leider für mich nicht sichtbar zum Einsatz. 

Was mir an der Reihe dennoch gefällt ist, dass die Geschichten in sich geschlossen sind. Wir haben zwar alte Bekannte aus dem ersten Band wiedergetroffen, aber im dritten Band wird es eine neue Handlung geben, was mich motiviert, an der Reihe dranzubleiben. 

Die ersten Bände der Rath-Reihe haben eine etwas chaotische Hörbuch Gestaltung. Während wir im ersten Band noch Sylvester Groth als Interpreten erlebt haben, lernten wir hier Reiner Schöne als Sprecher kennen. Und was soll ich sagen? Zwischen den beiden Sprechern liegen Welten. Sylvester Groth hat eine helle Stimme, klingt noch sehr jung und schafft es, die Feinheiten der Geschichte hervorzuheben. 

Reiner Schöne hingegen hat eine tiefe, kräftige Stimme. Als ich ihn das erste Mal hörte, alterte Kommissar Rath in meiner Vorstellung in wenigen Sekunden um mindestens zehn Jahre. Ich fand es unglaublich spannend diesmal zu erleben, wie der Hörbuchsprecher mein inneres Bild von den Charakteren beeinflussen kann. Reiner Schöne hat zwar eine kräftige Stimme mit Wiedererkennungswert. Allerdings fehlten mir bei seiner Interpretation die Feinheiten der Geschichte. Er konnte den Charakteren kaum eine eigene Stimme verleihen und ich hatte den Eindruck, dass Sylvester Groth die Atmosphäre der Geschichte besser hervorheben kann. Leider kann ich nicht genau begründen, woran das liegt. 

Was mich an der Gestaltung vor allem überraschte war, dass man sich beim zweiten Band der Rath-Reihe für einen Sprecher entscheidet, der völlig anders klingt, als die Besetzung des ersten Bandes. Ab dem dritten Teil führt uns aber David Nathan durch die Geschichte und ich bin schon sehr gespannt, wie er die Krimi Reihe interpretieren wird. 

Volker Kutschers Schreibstil hat mir auch hier sehr gut gefallen. Wir erleben die Geschichte wieder aus mehreren Perspektiven, wobei Kommissar Rath ganz klar der Protagonist der Reihe bleibt. Ich fand es faszinierend, wie Volker Kutscher den Machtkampf innerhalb der Polizei beschreibt. Außerdem bin ich nach wie vor ein Fan seiner Dialoge und des Berliner Flairs, den er in die Geschichte einbringt. 

Was meinen Gesamteindruck betrifft, so ist mein Eindruck, dass dieser Fall im Vergleich zum ersten Fall etwas schwächer war. Dennoch ist mein Interesse an den Charakteren geweckt und ich möchte die Reihe auf jeden Fall weiter verfolgen.