Rezension

Leider kann man keine 0 Sterne vergeben

Du -

Du
von Raphael Goldmann

Bewertet mit 0.5 Sternen

In „Du“ werden elf Kurzgeschichten, sowie drei Gedichte und eine Art Zusatzgeschichte erzählt. Thematisch bewegen sie sich in einer Art Gesellschaftskritischen Spektrum, das „besondere“ daran: sie werden in einer Art „Du“-Perspektive erzählt. Den Figuren wird ihre Geschichte quasi erzählt, teilweise auch die Leser:innen direkt angesprochen, wobei der Autor hier immer wieder beide durcheinander wirft bis vollkommene Verwirrung existiert. Literarisch hochwertig ist das nicht gerade.

Ebenso wenig wie der Schreibstil insgesamt. Jede Geschichte beginnt mit „Du bist xyz“ und tröpfelt dann in einer Art und Weise daher, die der Autor wohl für brillant hält. Die ständigen Wortwiederholungen (insbesondere in „Links oder Rechts“) stören allerdings in den Lesefluss in einem beinahe unerträglichen Maße. Die „Moral“, die vermittelt werden soll, ist platt und man vergisst sie quasi direkt nach dem Lesen. Diktatoren sind böse, das Internet ist böse, die Gesellschaft ist böse – die Welt ist böse. Das ist alles, was nach der Lektüre hängen bleibt. Keine positive Botschaft, dafür nur ausgelutschte Ansichten, denen man nicht mal unbedingt widersprechen kann.

Vier Geschichten will ich an dieser Stelle exemplarisch besprechen:

Brief an vier Diktatoren richtet sich, wie der Titel schon sagt, an (drei? Vier? Alle?) Diktatoren dieser Welt. Die natürlich nichts weiter als kleine Kinder sind, Bengel, wie der Autor wenig stilvoll schnell klarmacht. Die Moral dahinter? Genau das. Diktatoren sind unfähige Kinder, die nicht richtig erzogen wurden.

Cybersex dagegen behandelt ein eigentlich wichtiges Thema: Cybermobbing und die Verbreitung von Nacktbildern im Netz. Ein Thema, mit dem viele Jugendliche (insbesondere Mädchen) zu kämpfen haben. Zwischen den Haaren des männlichen Verführers, die die Farbe von „nassem Sand“ haben und der „lavaartigen“ Hitze des Sommers, fällt es allerdings schwer, der Thematik angemessen ernst zu bleiben. Die Vergewaltigung am Ende (scheinbar von der ganzen Schule), treibt das ganze auf die Spitze, die man die Geschichte nicht mehr ernst nehmen kann. Hinzu kommt, dass von jemandem, der sich pseudo-philosophisch in dieser Form mit Gesellschaft und Moral beschäftigt, eine Triggerwarnung zu erwarten gewesen wäre. Aber soweit denkt der Autor wohl nicht

Homophob dagegen erzählt das klassische Klischee vom Schwulen der nicht dazu stehen kann. Wenig intelligent versucht der Text sich gegen Homophobie auszusprechen. Auch hier geht es nicht über platte Phrasen hinaus.

Ergänzt wird das ganze durch drei Gedichte, von denen zwei verstörender nicht sein könnten. Kinder- und Brudermord werden hier in Haus-Maus-Reimen thematisiert. Wieder ohne Triggerwarnung, ohne moralische Einordnung des ganzen und trotz des schockierenden Themas von der ersten bis zur letzten Seite langweilig.

Insgesamt alles eine Aneinanderreihung inhaltsleerer Phrasen, die wohl intelligent und philosophisch klingen sollen. Immerhin waren es nur ein paar Kurzgeschichten und Gedichte auf 72 Seiten, sodass die Lektüre kein all zu großer Zeitverlust war.

Entdeckt habe ich das Buch aus Zufall – vor allem aufgrund der wenigen aber durch und durch positiven Amazon-Rezensionen, in denen immer wieder erwähnt wird, dass man sich den Namen Raphael Goldmann merken müsse. Dem ich stimme ich zu: damit man nicht versehentlich nochmal etwas von diesem möchtegern Autor liest.