Rezension

Leider langatmig und dadurch langweilig

Das Geheimnis der Papiermacherin - Andrea Bottlinger

Das Geheimnis der Papiermacherin
von Andrea Bottlinger

Bewertet mit 3 Sternen

Handlung:
Nürnberg 1621

Schon seit einiger Zeit hat Anna die Leitung der Papiermühle ihres Vaters übernommen, doch auch sie konnte nicht verhindern, was sich am Himmel abgezeichnet hat. Sie stehen kurz vor dem Bankrott und müssen darum kämpfen, die Mühle nicht verkaufen zu müssen. Anna sieht nur einen Ausweg: mit illegalen Machenschaften mehr Packpapier herzustellen, sodass sie mehr Geld einnehmen kann, um Mitarbeiter, aber auch die Schulden ihres Vaters abzubezahlen.

Ihr Vorhaben wird von Johann, später auch von Bartolomäus kritisch beobachtet. Während Bartholomäus nur darauf wartet, eine Chance zu finden, um die Mühle in seinen Besitz zu bekommen, versucht Johann einen Weg zu finden, um Anna vor dem Bruder zu schützen.

Meinung:
Das Cover ist definitiv sehr künstlerisch gestaltet, es wurden viele blasse und helle Farben verwendet, die viel Leichtigkeit verströmen. Dazu passt die dunkle Kleidung der Dame ganz gut, es stellt auf jeden Fall einen Kontrast dar, der dem gesamten Bild gut tut. Alles in allem ist es gut gelungen für einen historischen Roman und bietet einen netten Anblick.

 

Die Schreibweise war locker und einfach, zum Thema der Papierherstellung wurden einige Fachbegriffe verwendet. Insgesamt war es ein flüssig geschriebener Roman, ich bin jedoch trotzdem immer wieder über einige Begriffe der Papierherstellung gestolpert. Insgesamt hätte ich mir gewünscht, wenn es zu den einzelnen Schritten bei der Herstellung mehrere Informationen und Erläuterungen gegeben hätte. Bei vielen Vorgängen konnte ich mir nichts darunter vorstellen und musste erst einmal im Internet nachschauen, was gerade gemeint ist. Dadurch wurde natürlich der Lesefluss gestört und auf lange Sicht hat es mich immer mehr gestört. Es wäre auch eine Möglichkeit gewesen, dies in einem ausführlichen Nachwort zu beschreiben, was aber leider nicht der Fall war.

 

Innerhalb von den ersten Seiten lernt man direkt die Lebenssituation von Anna und ihrem Vater kennen und weiß von den wichtigsten Problemen. Mir hat der direkt Einstieg gut gefallen, so wird nicht erst heile Welt gespielt, sondern es werden direkt die finanziellen Probleme angesprochen. So erhält man sofort einen Einblick in das Leben und sie Sorgen von Anna und kann sich ein gutes erstes Bild von ihrer Person machen.

 

Entgegen meiner Erwartungen gibt es nicht nur den Erzählstrang rund um Anna, die Mühle und ihre Freunde, sondern auch den von den Brüdern Johann und Bartholomäus. Diese wechseln sich immer ab, ein Kapitel gehört Anna, das nächste den Geschwistern. Anfangs laufen die Stränge nebeneinander her, jedoch wird schnell eine Verbindung deutlich und schließlich verflechten sie sich miteinander. Lange Zeit war die Geschichte von den beiden Brüdern für mich nicht so interessant, sie schien an einigen Stellen einfach nicht passend und fast ein wenig störend.

 

Insgesamt konne ich der Handlung nicht mit großer Spannung und mit Interesse folgen. Dafür gab es für mich zu viele Abschnitte, die ereignislos waren und wo die Handlung vor sich hingeplätschert ist. Am Ende kann ich zwar sagen, dass doch einiges passiert ist, vieles jedoch unnütz ausgeweitet wurde und sich kleine Abenteuer über einige Seiten ziehen und so weit wie möglich ausgedehnt werden.

Ein historischer Aspekt war nur an wenigen Stellen zu finden. Vorrangig bei dem Vorgang der Papierherstellung, ansonsten gibt es nur wenige Details zu dem Dreißigjährigen Krieg. Meist wird nur erähnt, wie Truppen durchs Land ziehen und Dörfer zerstören, Menschen töten.

 

Es wurde versucht, einzigartige und besondere Charaktere zu erstellen. In einigen Fällen ist dies ganz gut gelungen, besonders Johann und Matthias fand ich wirklich toll, sie waren top ausgearbeitet und richtige Charaktere. Bei vielen anderen jedoch, allen voran Anna, war mir ihr ganzes Wesen zu schwach, unsicher und einfach. An viele Aufgaben geht sie viel zu naiv und leichtsinnig ran, am Ende gelangen ihr aber all ihre Unternehmungen und nicht einmal ist sie auf die Nase gefallen. Das war mir irgendwann zu viel des Guten und darunter hat dann auch die Authentizität gelitten.

 

Mit fortschreitender Handlung ging die Spannung immer mehr flöten, ein mögliches Ende hat sich für mich schon recht früh abgezeichnet und genauso ist es dann eingetreten. Kein Aspekt davon konnte mich überraschen. Auch die Liebelei von Anna ist mir zu konstruiert und schon nach der ersten Begegnung ist klar, dass sie irgendwann heiraten werden, Kinder bekommen und glücklich miteinander leben werden. Es gab keine überraschende Wendung oder viel Dramatik dabei, alles ist in Ruhe und ohne Probleme abgelaufen, obwohl Anna lange Zeit an ihrem Liebsten bemängelt hat, dass er zu viele Geheimnisse vor ihr habe. Am Ende standen diese zwischen Anna und ihrem Liebsten immer noch im Raum, aber Anna scheint sie vergessen zu haben. Das war mir dann doch zu naiv und blauäugig.

 

Fazit:

So richtig überzeugen konnte mich der Roman nicht. Dafür gab es zu viele Aspekte, die mich gestört haben und mir die Freude am Lesen ein wenig verleidet haben. An sich finde ich die Grundidee wirklich gut, meiner Meinung nach hat der Roman viel Potenzial, wenn die Umsetzung anders stattgefunden hätte.