Leider mehr erhofft
Bewertet mit 3 Sternen
Chia nimmt den Coronabedingten Lockdown zum Anlass Bilanz zu ziehen, was ihre Beziehungen angeht. Einige Männer haben sie in ihrem Leben über kurz oder lang bisher begleitet, geblieben ist keiner. Was ihr dagegen bleibt, sind ihre Cousine Omelogor, ihre beste Freundin Zikora und nicht zuletzt ihre Haushälterin Kadiatou. Vier Frauen, die vieles eint, aber auch einiges trennt.
Ich habe bereits die anderen Romane der Autorin gelesen (z.T. auch verschlungen) und muss leider sagen, dass Dream Count nicht ganz an meine (vermutlich zu) hohen Erwartungen herankam. Das liegt zum einen am etwas chaotischen Aufbau, der Tatsache, dass ich mit Chia nicht ganz so viel anfangen konnte und nicht zuletzt dem Schluss des Romans. Dazwischen gibt es großartige Szenen, die die Autorin mit viel Feingefühl skizziert. Überhaupt hat mir ihr Schreibstil über weite Strecken wieder sehr gut gefallen, sie kann Situationen und Gefühle so authentisch rüberbringen. Auch thematisch kann der Roman viel, Kritik an patriachialen Strukturen, Rassismus, Sexismus, dem Arm-Reich-Gefälle undundund. Viel Stoff, der aber doch die Handlung dabei nicht überfrachtet.
Die vier Frauen sind sich in vielem sehr gegensätzlich, doch ihre nigerianische Herkunft eint sie ebenso wie die Tatsache, dass sie jede für sich viel mitgemacht haben. Die Autorin lässt jede der vier zu Wort kommen, dabei wechselt auch die Erzählperspektive, was zu Beginn etwas unerwartet kam. Zudem ist die Handlung nicht chronologisch, was die Zuordnung schon mal etwas erschwert. Hat man die Ereignisse aber für sich einsortiert, wird man auch meist belohnt. Mir haben die Handlungsstränge rund um Kadiatou und Omelogor am besten gefallen, wohingegen ich Chia bis zum Schluss weder sonderlich leiden noch verstehen konnte. Etwas einseitig fand ich die Darstellung von Männern im Allgemeinen, sie zeigen hauptsächlich negative Eigenschaften, was ich doch sehr vereinfacht finde. Natürlich ergibt sich das daraus, welche Erfahrungen die Frauen mit ihnen gemacht haben, doch an der ein oder anderen Stelle machte das die Message doch zu plakativ für meinen Geschmack.
Insgesamt ist Dream Count ein Roman, den man sich zwar etwas erarbeiten muss, den ich aber trotz einiger Kritikpunkte weiterempfehlen kann.