Rezension

Leider mehr Teenie-Drama als Zombie-Action.

Alice im Zombieland - Gena Showalter

Alice im Zombieland
von Gena Showalter

Bewertet mit 2 Sternen

Puh, das wird jetzt eine gaaaaanz schwierige Rezension. Ich war wirklich gespannt auf ALICE IM ZOMBIELAND, weil ich von der englischen Ausgabe bisher wirklich nur Gutes gehört hatte. Außerdem sprachen die durchschnittliche Goodreads-Wertung von 4.06 (!) und die Ankündigung einer Neuerzählung von ALICE IM WUNDERLAND wirklich für das Buch. Als ich die deutsche Ausgabe dann als Leseexemplar bekommen habe, war ich natürlich total aufgeregt. Doch leider, leider hat das Buch nicht gehalten, was es (mir) versprochen hat.

Der Einstieg in das Buch war gut und hat mir definitiv Lust auf mehr gemacht, auch wenn der Schreibstil anfangs etwas gewöhnungsbedürftig war. Ali erzählt aus der Ich-Perspektive und das in einem sehr umgangssprachlichen Ton. Manchmal passte dieser, manchmal wirkte dieser aber auch etwas unangebracht oder aufgesetzt. Nun ja, ich war jedenfalls gespannt auf das, was noch kommen würde, und das obwohl der Einstieg eigentlich total traurig war. Insofern war ich mir also sicher, dass ich das Buch mögen würde.

Dann aber kam leider der Totalabsturz. Was so gut angefangen hatte entwickelte sich ziemlich schnell zu einer Teenie-Drama-Liebesromanze nach dem großen Vorbild, dessen Name hier nicht genannt werden soll. Neues Mädchen verfällt dem absoluten Ober-Bad-Boy der Schule, von dem ihr alle abraten und der von einer Clique umgeben ist, die ziemlich abgehoben ist und die ein Geheimnis zu haben scheint. Na, kommt das jemandem bekannt vor? Ich sage nicht, dass dieser Ansatz nicht auch in etwas Gutes verwandelt werden könnte, in ALICE IM ZOMBIELAND ist das aber leider nicht gelungen. Eine Zeit lang fand sich Ali ständig an irgendeiner harten Brust wieder (MEHRMALS!), weil sie scheinbar nicht aufpasst, wo sie hinläuft; die Hormone flogen nur so durch die Luft und haben Ali auf diese Weise selbst in so etwas wie einen geifernden Zombie verwandelt und das Gerede über Jungs und Partys schien einfach kein Ende zu nehmen. Wenn es wirklich so High-Schools gibt wie diese, dann würde ich da nicht mal für Geld einen Fuß hineinsetzten. Die Leute dort sind alle so oberflächlich und gut darin, Leute schnell zu verurteilen. So gehen ziemlich schnell Gerüchte rum, dass Ali gleich mit mehrern Kerlen schläft und auch mit Cole geht, weil sie ein mal mit ihm geredet hat. Die Bekleidung ist in den meisten Fällen mehr als dürftig und ich frage mich, welche Eltern ihre 16jährige so aus dem Haus lassen. Ich fand auch nicht nur eine Person, die ich auch nur ansatzweise mochte... 

Ali war auf meiner Liste der nervigen Personen leider ganz oben. Sie wirkte oberflächlich, kindisch und manchmal hätten ihr mehr Gehirnzellen und weniger Hormone wirklich gut getan. Das mag hart klingen, aber so kam es mir vor. Ihre Freundschaft zu Kat, die sie ja soooo sehr liebt, war ebenso oberflächlich. Außer über Jungs und Partys reden die beiden eigentlich über nichts anderes. Kat war auch so eine Sache für sich. Sie ist wie ein Wirbelwind, aber ebenso einschichtig wie Ali. Ihre Einstellungen gegenüber Beziehungen sind total verkorkst, was dann scheinbar auch auf Ali abfärbt. Es ging mir schlichtweg auf den Keks.
Dann wäre da natürlich noch Cole. Ich weiß, Bad-Boys, die eigentlich ja viel höhere Motive haben, sind momentan total angesagt und in gewissen Fällen sind sie wirklich gut charakterisiert, aber Cole, nein, mit dem konnte ich so gar nichts anfangen. Er ist gebieterisch, alle müssen nach seiner Pfeife tanzen, ansonsten haut er halt einfach mal zu. Klar. Voll attraktiv. Und total verständlich. Von ihm lernt man eigentlich kaum was, außer dass er eine harte Brust hat. Und gepiercete Brustwarzen. Bäh. Er scheint sich zu vielen Gelegenheiten seiner Kleidung zu entledigen, damit Ali auch einen guten Blick auf ihn bekommt und die Seiten mit ihrem Gesabber füllen kann. Ab und an kämpfen die beiden dann auch mal gegen Zombies, aber der Anteil der "romantisch-erotischen"-Szenen kam mir viel mehr vor.

Das Blöde ist, dass Ali Cole nicht wirklich zum Besseren hin verändert, sie mag das Gebieterische an ihm sogar, nein, sie schaut sich auch noch Sachen bei ihm ab. So beschuldigt sie beispielsweise ein Mädchen etwas getan zu haben, aber als dieses es nicht zugibt (weil sie es nicht war, wie sich dann herausstellt) und sich dann im selben Ton wie Ali verteidigt, haut sie ihr einfach mal eine rein. Nett, oder? Da war mir klar, dass Ali und ich uns niemals verstehen würden. 
Zugegeben, Ali hat auch ihre hellen Momente in denen sie gewisse Sachen erkennt und hinterfragt, ab und an auch sich selbst, aber meistens wurde das dann durch (da ist sie wieder) eine harte Brust unterbrochen oder irgend etwas anderes hormonbezogenes. So bezeichnet sie weiterhin andere Mädchen als Schlampen, gesteht sich aber nicht ein, dass sie selbst eine große Zicke ist. Das hätte mir so viele Teenie-Drama-Szenen erspart, in denen ich mich über dieses ganze Kindergartengehabe aufgeregt habe. Ich konnte bei ihr leider keinerlei Entwicklung ihres Charakters feststellen, wenn überhaupt, dann war sie am Ende noch zickiger als am Anfang. Totaler Abtörner, wie sie sagen würde. Was sie oft gesagt hat... oder das es roch, als würde man einem Pferd den Kopf in den Ar.... stecken.. Ja, so sympathisch ist sie...

Das einzig positiv Erwähnenswerte (aus meiner Sicht) ist die Idee mit den Zombies. Hier werden viele neue Elemente mit eingebracht, die das ganze ziemlich rätselhaft und interessant gemacht haben. Ich fand diese Idee wirklich sehr gut und mit einer anderen Geschichte und einer anderne Protagonistin hätte sie mir sogar gefallen können. Aber so? Nein Danke. 

Warum das Buch ALICE IM ZOMBIELAND heißt habe ich immer noch nicht ganz verstanden. Die angekündigte "Neuerzählung" beschränkte sich genau auf drei Elemente: 1. Der Name der Protagonistin, 2. Die Kapitelüberschriften, 3. Eine Wolke in Form eines Kaninchens. Natürlich könnte man jetzt spekulieren, ob man das vielleicht eher Sinnbildlicher sehen sollte, aber ich hätte mir schon etwas mehr gewünscht. 
 

FAZIT

Hätte ich gewusst, dass ALICE IM ZOMBIELAND eher einem Teenie-Liebes-Drama ähnelt als einem aufregenden Zombie-Roman, dann hätte ich es wohl nicht zur Hand genommen (Schade, dass ich das in keiner Rezension gefunden habe.) Statt einer Kick-Ass Heldin bekam ich eine zickige Schlägerin, deren Männergeschmack mir absolut rätselhaft ist. Der männliche Gegenpart war meiner Meinung nach eine Katastrophe und alle seine tollen Kumpels ebenso. Mir ist nicht ein sympathischer Charakter über den Weg gelaufen (außer vielleicht Emma, schade nur dass sie tot ist) und die Action hielt sich leider in Grenzen. Zudem kamen Erklärungen zu kurz und das Ende war mir zu schnell abgehandelt. Positiv hervorzuheben sind die Zombies und die Idee dahinter. 
Deswegen gibt es insgesamt leider nur 2 Pancakes für ALICE IM ZOMBIELAND. Einen für die Idee mit dem Zombies und den anderen für Emma, die selbst tot noch netter ist als alle anderen.