Rezension

Leider nicht besonders spannend

Winterstarre - Joachim Rangnick

Winterstarre
von Joachim Rangnick

Bewertet mit 3 Sternen

Markus Egger steigt mit seinem Sohn zum ersten Mal nach dem langen Winter zur Berghütte der Familie auf. Doch statt der erwarteten Erholung werden die beiden mit dem absoluten Grauen konfrontiert. In der Hütte herrscht ein entsetzlicher Geruch und Fliegenschwärme bevölkern das Urlaubsdomizil. Schnell ist der Grund dafür gefunden - Plastiksäcke mit verwesenden Leichen stapeln sich im Innern und verwandeln die Ankunft somit in ein Horrorerlebnis.

Rückblende: Um ihre Finanzen aufzubessern, kommen zwei Bauernsöhne auf den Gedanken, Zimmer auf ihrem Hof illegalenen Zeitarbeitern aus dem Ausland zur Verfügung zu stellen. Die einsame Lage des Gehöfts scheint ideal für das Vorhaben zu sein. Doch dann erkrankt einer der Arbeiter an einem aggresiven Virus und ringt mit dem Tod. Schon bald greift die Krankheit weiter um sich. Als einige Bewohner des abgelegenen Bergtals sterben, wird eine Sonderkommission gegründet. Kommissar Brunner kann auch den Journalisten Robert Walcher dafür gewinnen. Gemeinsam decken sie Geheimnisse von unglaublichem Ausmaß auf....

Meine Meinung

"Winterstarre" ist der neueste Fall für den Journalisten Robert Walcher. Da die Handlungen in sich abgeschlossen sind, können die Bände unabhängig voneinander gelesen werden. Der Einstieg in den aktuellen Fall gelingt mühelos, da der Prolog, in dem die verwesenden Leichen in der Hütte entdeckt werden, sofort das Interesse an den Hintergründen weckt. Die aufgebaute Spannung kann allerdings nicht lange gehalten werden. Die Erzählung plätschert leider ohne große Höhen und Tiefen vor sich hin. Durch den flüssigen Schreibstil und die relativ kurzen Kapitel lässt sich das Buch dennoch angenehm lesen.

Man ahnt bereits früh, wie die Leichen in die Berghütte gelangt sind. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs, denn nach und nach gelangen ungeahnte Machenschaften ans Tageslicht. Denn die Ausbeutung der illegalen Arbeiter ist nur eine traurige Facette der Handlung. Denn den Hintermännern geht es noch um viel mehr. Der Autor beschreibt dabei die Tätigkeiten der involvierten Organisationen sehr ausführlich, sodass man das Gefühl hat, dass es sich tatsächlich so zugetragen haben könnte. Das Thema ist sicher aktuell und interessant. Doch leider wirkt diese Informationsflut manchmal recht langatmig und geht so zu Lasten der Spannung.

Die Beschreibung der jeweiligen Handlungsorte ist dem Autor hervorragend gelungen. Man kann sich das eingeschneite Mägertal sehr gut vorstellen und bei manchen Szenen schon fast den eisigen Winterhauch spüren. Die unterschiedlichen Charaktere der Handlung wirken allerdings nicht ganz so lebendig. Denn leider erscheinen sie, bis auf wenige Ausnahmen, recht blass. Selbst der Hauptprotagonist Walcher gibt nur wenig von sich preis und wirkt nicht präsent, sondern eher nebensächlich. Zum Ende hin steigt die Spannungskurve etwas an. Doch leider wirken die beschriebenen Szenen auf mich schon sehr konstruiert und stellenweise sogar unglaubwürdig.

Insgesamt gesehen habe ich mich beim Lesen recht gut unterhalten. Nicht weniger - doch leider auch nicht mehr. Die Hintergründe der Handlung regen mich zum Nachdenken an, doch die Umsetzung konnte mich nicht ganz überzeugen. Denn die Spannung war über weite Teile nicht vorhanden und bei einem Krimi erwarte ich diese einfach. Ich vergebe dennoch drei von fünf Bewertungssternen, bin aber momentan noch unentschlossen, ob ich weitere Fälle des Journalisten lesen werde.