Rezension

Leider nicht das beste Buch von Volker Kutscher

Der schwarze Jakobiner
von Volker Kutscher

Bewertet mit 2 Sternen

Man schreibt den September 1795. Auch da kleine Fürstentum Berg kommt mit den Ideen der Französischen Revolution von 1789 in Kontakt, die von den französischen Soldaten verbreitet werden.

 

Anna Heyder, die Kaufmannstochter aus Wipperfürth, soll heiraten. Natürlich einen Mann, den der Vater ausgesucht hat und der seinen, aber nicht Annas Ansprüchen gerecht wird. So, wie es zu jener Zeit eben üblich ist. Anna ist ziemlich aufmüpfig, hat sie sich doch erstens in den jungen Arzt Johann „Jan“ Herbst verliebt und zweitens ihrem Traum verschrieben, eine zweite Angelika Kauffmann zu werden und Bilder für die vornehmen Salons zu malen.

 

Annas Lage spitzt sich zu, als wieder einmal ein Heiratskandidat seine Aufwartung macht und wenig später Wipperfürth in Flammen aufgeht. Die Panik nützt Anna, um nach Jan zu suchen, der inzwischen spurlos verschwunden ist, weil er verdächtig wird, das Buchdruckerehepaar ermordet zu haben. Auch den Tod zweier französicher Soldaten legt man ihm zur Last. Auf der Suche nach ihm, begegnet sie dem jungen Kaufmann Jakob Wulf, der sie mehrmals aus brenzligen Situationen rettet. Doch jedes Mal bleiben Tote zurück und an den Tatorten wird ein Jakobiner-Pater in seinem schwarzen Habit gesehen. Ist das Jans Verkleidung?

 

Meine Meinung:

 

Ich bin vom Volker Kutschers Reihe rund um Gideon Rath total begeistert und habe deswegen dieses Buch gelesen. Leider kann „Der schwarze Jakobiner“ mit den Krimis aus den 1920er Jahren nicht mithalten.

 

Recht bald ist klar, wer der Mörder sein muss. Die Französische Revolution wird geschickt durch das Tagebuch des Jean Bouvier eingeflochten. Gut ist hier herausgearbeitet, dass die Revoultion die eigenen Kinder frisst und, dass Fundamentalisten immer weit über das Ziel hinaus schießen. Ach ja, zum Thema schießen. AUf Seite 257 findet Anna in den Satteltaschen ein Pistole, die sie sofort laden kann, weil ihr Bruder die Handhabung der Waffe ein Mal (!!) gezeigt hat. Und dann steckt sie sie in Rocktasche. Beide mehr als unwahrscheinlich. Erstens ist der Ladevorgang der Pistolen recht aufwändig und zweitens ist eine solche Waffe ziemlich schwer und unhandlich. Steinschlosspistolen dieser Zeit sind oft mehr als 30cm lang, also kein Deringer, der in jede Clutch passt, und erst um 1850 erfunden werden wird.

 

Auch die Figur Anna selbst ist ziemlich widersprüchlich. Einerseits benimmt sie sich kindisch, so schüttet sie „zufällig“ den vollen Nachttopf aus dem Fenster während ein möglicher Heiratskandidat vorbeigeht. Andererseits hat sie genaue Vorstellungen von ihrer Zukunft: Nur den Mann heiraten, den sie liebt und von dem sie schon schwanger ist, als Malerin Erfolg haben. Nun, das sind recht revolutionäre Ansichten, die teilweise im Elternhaus toleriert werden - Also, die Malerei als netter Zeitvertreib.

 

Was mir persönlich aber sauer aufgestoßen ist, ist die Tatsache, dass Anna auf ihrer Suche nach Jan, auf ein französisches Armeepferd schwingt, jenes bestens beherrscht und das in bauschigen Röcken (S. 254). Nein, das geht gar nicht! Vor allem deswegen auch nicht, weil vorher nicht erwähnt wird, dass sie reiten kann.

 

Und dann noch der Showdown auf der Baustelle des Kirchturms mit der „Elektrifiziermaschine“ - einfach unglaubwürdig.

 

Fazit:

 

Leider kein gutes Buch von Volker Kutscher. Erinnert ein bisschen an einen Abenteuerroman für Jugendliche. Hier kann ich nur 2 Sterne vergeben.

 

Kommentare

Emswashed kommentierte am 27. März 2020 um 09:59

Huch! Dann sollte Kutscher lieber bei seinen Leisten in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts bleiben. ;-)