Rezension

Leider nicht der große Wurf

Miroloi - Karen Köhler

Miroloi
von Karen Köhler

Bewertet mit 3.5 Sternen

Das Cover sticht schon mal ins Auge: Zum ersten Mal ist mir das Buch in der Buchhandlung aufgefallen, weil es so schön aufgemacht ist. Da hat der Verlag alles richtig gemacht. Beim Inhalt und vor allem beim Schreibstil kann ich das leider nicht behaupten. Dazu ist das Thema einfach zu alt und es wird zu wenig daraus gemacht: Ein Waisenmädchen als absolute Außenseiterin einer isolierten Dorfgemeinschaft muss Spott, Häme und Diskriminierung erfahren, bis sie sich nach und nach zu einer eigenständigen, mutigen und um Selbstbestimmung kämpfenden Person entwickelt. Irgendwie kennt man dieses Szenario. Natürlich muss das Rad nicht neu erfunden werden, um eine sehr gute Geschichte zu schreiben! Welche Kritikpunkte können also angeführt werden?

Zunächst einmal die Sprache. Manche werden sie lieben, manchen wird sie auf die Nerven gehen. Ich liege wohl irgendwo dazwischen. Zu Anfang viel mir der Einstieg gar nicht so schwer. Irgendwann wurde es dann anstrengend - bis ich dann wieder versöhnt war. Irgendwie passt die Sprache zur Protagonistin, der sich schließlich durch ihre Fähigkeit zu lesen und ihren damit immer größer werdender (sprachlicher) Radius ganz neue Welten auftun. Auch ihr Intellekt wächst. Aber bisweilen mutete der Schreibstil sehr gewollt poetisch-künstlerisch an.

Darüber hinaus entwickelte sich die Geschichte recht zäh. Irgendwann habe ich schon verstanden, wie der Tagesablauf funktionierte, was - besonders die Frauen - arbeiten mussten, wann welche Ernte in welcher Jahreszeit fällig war. Erst im letzten Viertel nimmt die Geschichte für meinen Geschmack Fahrt auf, gibt es tatsächliche Entwicklungen und Veränderungen. Doch bis dahin hatte ich nicht unbedingt ein Lesevergnügen ...

Ein bisschen schade finde ich, dass am Ende keine Lösungsmöglichkeiten angeboten werden. Das Dorf bleibt das Dorf. Wie man sich gegen Ungerechtigkeiten, Machtmissbrauch, nachteilige Rollenverteilung auflehnt, wird nicht wirklich aufgegriffen. Letztlich bleibt es die Geschichte des namenlosen Mädchens, das ihren Weg geht.

3 von 5 Sternen

Kommentare

wandagreen kommentierte am 24. Oktober 2019 um 18:53

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