Rezension

leider nicht mein Fall...

Das Mädchen mit dem Haifischherz - Jenni Fagan

Das Mädchen mit dem Haifischherz
von Jenni Fagan

Bei diesem Buch fällt einem zuerst das Cover ins Auge, das wirklich gelungen ist, wie ich finde. Beim Lesen allerdings stößt zuerst der Gassenjargon auf, der sich durch große Teile des Buches zieht. Das Buch spielt in einem Umfeld "abgestürzter Jugendlicher", von daher kann man sicher kein wer weiß wie gewählte Sprache erwarten, aber so wirkt es mit der Zeit bemüht auf jugendlich getrimmt. Vielleicht gab es auch einen Wettbewerb: wieviel verbaler Müll paßt in einen Absatz?

Über die Hälfte des Buches befasst sich mit der Beschreibung von Anais' einzelnen Trips - und davon gibt es viele, denn das Mädchen ist dauerhaft auf irgendwelchen Drogen und dabei ist sie nicht wirklich wählerisch. Mit der Handlung selbst haben diese psychedelischen Beschreibungen allerdings nicht viel zu tun und mich persönlich hat das irgendwann wirklich gestört.

Also ein Buch, von dem man besser die Finger lassen sollte? Diese Frage kann ich nicht klar mit "ja" oder "nein" beantworten, denn es gibt durchaus Punkte, die einen beim Lesen mitnehmen und durch die Handlung tragen: Da wäre zum einen Anais selbst. Hochintelligent und psychisch gestört - eine fatale Mischung. Dann noch in einem Milieu aufgewachsen, dass man sehr optimistisch nur als "bedenklich" bezeichnen kann, leidet sie unter schizophrenen Schüben und einer Identitätskrise - sie glaubt, in einer Petrischale durch "das Experiment" entstanden zu sein. Warum sie das glaubt, ist bis zum Ende nicht wirklich klar...vielleicht klingt es einfach besser, als dass ihre psychisch gestörte Mutter sie in der Nervenklinik zur Welt gebracht hat, bevor sie aus dem Fenster sprang? Zum anderen schreibt Jenni Fagan durchaus unterhaltsam und der Lesefluss ist durchgängig gut.

Auch die Schicksale der anderen Jugendlichen, die das Panoptikum bevölkern geht einem unter die Haut - gefangen im System der britischen Jugendfürsorge scheint ihr Weg vorgezeichnet und ein Entkommen unwahrscheinlich.

Hätte die Autorin auf die ausführlichen Trip-Beschreibungen verzichtet und den Fäkaljargon auf ein erträgliches Maß reduziert, hätte aus dieser Handlung tatsächlich ein Buch werden können, das unter die Haut geht.