Rezension

Leider nicht so spannend wie erhofft

Eis bricht - Raimon Weber

Eis bricht
von Raimon Weber

Bewertet mit 2 Sternen

Henning Saalbach ist ein erfolgreicher Drehbuchautor. Er hat keine Geldsorgen und führt eine glückliche Ehe. Der gemeinsame Sohn Marc rundet das perfekte Leben ab. Doch innerhalb weniger Augenblicke zerrinnt ihm das Glück zwischen den Fingern. Denn ein Unbekannter dringt ins Haus ein und tötet den kleinen Marc. Von diesem Moment an ist Hennings Leben vorbei. Seine Ehe zerbricht, für den Job fehlt ihm jeglicher Antrieb und im Laufe der Zeit droht er dem Alkohol komplett zu verfallen. Ein Gedanke hält ihn in allerdings halbwegs am Leben: Der tiefe Wunsch nach Rache! Henning lebt nur noch für den Augenblick, an dem der Mörder seines Sohnes aus der Haft entlassen wird. Nach zwölf Jahren steht dieser Tag nun unmittelbar bevor....

Raimon Webers Thriller beginnt mit einem Prolog, in dem man einen jungen Mann dabei beobachtet, wie er ein schreckliches Verbrechen begeht. Ohne große Vorbereitungszeit befindet man sich also mitten im Geschehen. Das Interesse an der Identität des Täters und seinem Motiv ist damit unmittelbar geweckt.

Danach wechselt die Perspektive in die Gegenwart. Hier lernt man Henning Saalbach kennen. Der früher so erfolgreiche Drehbuchautor ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Er vegetiert in einer verwahrlosten Wohnung vor sich hin und versucht seinen Kummer im Alkohol zu ertränken. Durch die intensiven Beschreibungen kann man sich den Zustand der Wohnung und auch Hennings ungepflegtes Äußeres lebhaft vorstellen. Dadurch wirkt der Hauptprotagonist zwar nicht sehr sympathisch, doch seine Verzweiflung, seinen aufgestauten Kummer und auch seinen unbändigen Zorn kann man glaubhaft nachempfinden. Ohne es richtig zu bemerken, gerät man so in den Sog der Handlung und stellt sich die Frage, ob das was Henning plant, tatsächlich gerechtfertigt ist. Darf man den Mörder des eigenen Kindes töten?

Der Einstieg in die Handlung gelingt dadurch mühelos. Hin- und hergerissen beobachtet man Hennings Rachepläne. Der Grundstein für einen atemlosen Psychothriller über Schuld und Rache, wie er im Klappentext beschrieben wird, ist damit also gelegt. Doch leider lässt die gemächliche aufgebaute Spannung schnell nach. Denn die Handlung beginnt relativ emotionslos vor sich hin zu plätschern. Man verfolgt das Geschehen zwar interessiert, ist allerdings nicht unbedingt davon gefesselt. Im weiteren Verlauf der Handlung hat der Zufall leider auch ziemlich oft seine Hände im Spiel, sodass das Gelesene stark konstruiert wirkt.

Das Ende liefert endlich die lang erhoffte Spannung. Doch leider wirkt es ziemlich abrupt und gehetzt. Ein paar Seiten mehr hätten der Handlung hier gut getan. Da das gesamte Buch ja auch nur wenig mehr als 200 Seiten umfasst, wäre da noch Luft für mehr gewesen.

Insgesamt gesehen habe ich die Handlung zwar interessiert verfolgt, doch richtig fesseln konnte sie mich leider nicht. Aufgrund des spannenden Einstiegs und der über allem schwebenden Frage, wie weit man wohl selbst gehen würde, wenn jemand das eigene Kind ermordet hätte, hatte ich mir deutlich mehr von diesem Thriller versprochen.