Rezension

leider nicht überzeugend

Das Dorf
von Arno Strobel

Bewertet mit 3 Sternen

Der Journalist Bastian Thanner erhält einen mysteriösen Anruf von seiner Exfreundin Anna. Sie scheint schreckliche Angst zu haben, wird von Unbekannten festgehalten und hat Angst umgebracht zu werden. Die Verbindung ist schlecht, Bastian versteht nur Bruchstücke von dem was Anna ihm erzählt, zum Glück kann sie ihm noch den Namen des Dorfes nennen, in dem sie gefangen gehalten wird: Frundow. Bastian wählt den Notruf und schildert seine Story, ihm wird versichert dass sich eine Streife auf den Weg in den Ort macht um die Sache zu überprüfen. Was sich allerdings als schwierig herausstellt, da Bastian lediglich den Ortsnamen nennen konnte und keine genaue Adresse. Da er Anna immer noch liebt und sich mit der Trennung nie abfinden konnte macht er sich kurz entschlossen zusammen mit seinem Kollegen Safi auf den Weg nach Frundow an der Müritz. Dort angekommen steuern sie das einzige Restaurant an. Hilfe bekommen die beiden von einen Taxifahrer, der meint Anna gesehen zu haben. Er führt sie ein einen weit entlegenen Teil des Dorfes, über Felder, durch ein Waldstück. Die Häuser sind allesamt in einem verwahrlosten und verkommenen Zustand, die Straßen fast menschenleer. Ob sich Anna hier befindet?

Mit der Beschreibung des Dorfes konnte mich der Autor fesseln, alles wirkt so trostlos und verfallen, unterschwellig bedrohlich. Ein Geheimnis scheint sich um den Ort zu ranken. Leider ist die anfängliche Begeisterung für die Story schon nach dem ersten Drittel verpufft, was vor allem an dem schlichten und einfachen Schreibstil mit vielen Wiederholungen zu Bastians Befindlichkeiten liegt. Und auch an Bastian selbst. Bastian ist ein Protagonist der von Anfang an viel zu blass wirkt und leider auch im weiteren Verlauf keine Tiefe bekommt. Er ist ein eher schlichtes Gemüt, macht den Eindruck eines Losers und kommt nicht mal ansatzweise sympathisch rüber, sondern eher nervig.  Definitiv keine Figur mit der ich mitfiebern oder mich auch nur ansatzweise identifizieren konnte. Er beschreibt sich selbst als eher unauffällig, versinkt in Selbstmitleid über den Verlust von Anna, die sich schon nach vier Wochen Beziehung von ihm getrennt hat. Seit dieser Trennung sind zwei Monate vergangen in denen er nichts von ihr gehört hat, trotzdem macht er sich sofort auf den Weg sie zu suchen. Kann man, muss man aber nicht verstehen. Sein Kollege und Freund Safi kommt als einzige Figur lebendig rüber mit seinen Zahlenticks, hat leider aber nur eine sehr kurze Rolle. Insgesamt gibt es nur wenige weitere Akteure, auch eher nur Randfiguren die blass erscheinen. Die Handlung ist geradlinig, es gibt nur einen einzigen Handlungsstrang, so dass auch hier leider nicht mehr Drive in die Story kommt.

Die Geschehnisse im Dorf sind sehr wirr, es ist nicht klar was hier mit Bastian passiert. Träumt er? Halluziniert er? Bekommt er Drogen? Er erlebt etwas, das sich hinterher als Traum entpuppt, und das immer häufiger. Sobald ich als Leser das Gefühl hatte die Story entwickelt sich weiter, so schnell entpuppte sich das Erlebte nur als Halluzination. Dieses Hin und Her wirkte auf mich ermüdend und langweilte mich zunehmend, definitiv nicht der Thrill den ich erwartet hatte. Nach ungefähr der Hälfte hatte ich eine Ahnung, was in dem Dorf gespielt wird. Eine Vermutung die sich am Ende dann auch bestätigte. So konnte mich leider auch der Schluss nicht wirklich überraschen. Ohne zu viel zu verraten kann ich leider nicht auf Details eingehen, aber letztlich konnte mich weder die Ausführung noch die Motivation einer Gruppe von Menschen  überzeugen!

Fazit: Leider nur mittelmäßig. Es fehlt an Thrill, einem überzeugenden Protagonisten und einem interessanten Schreibstil. Sehr schade, hier hätte ich deutlich mehr erwartet!