Rezension

Leider nicht überzeugt

Die Reinsten - Thore D. Hansen

Die Reinsten
von Thore D. Hansen

Bewertet mit 2 Sternen

Leider überwiegen für mich bei diesem Buch die Mängel die wenigen positiven Aspekte sodass ich lediglich auf die Bewertung von 2 Sternen komme.

Klappentext:

 

Am Ende der Zukunft – Werden wir noch Menschen sein, wenn die KI uns beherrscht?

Die Erde im Jahr 2191: Hunderfünfzig Jahre nach einer verheerenden Zeit von Kriegen, Seuchen und Klimakatastrophen führt die künstliche Intelligenz Askit die letzten Überlebenden in eine Ära des Friedens. Elite der neuen Welt sind die Reinsten, die als Wissenschaftler für die Regeneration des Planeten arbeiten. Ihre Persönlichkeitsentwicklung wird von Askit ständig überwacht und gesteuert.

 

Eve Legrand wird von der Ki in der wichtigsten Prüfung ihres Lebens als Reinste anerkannt. Doch anstatt von Askit auserwählt zu werden, um die Erholung des Planten von den Folgen des verheerenden Klimawandels voranzutreiben, wird sie ohne Erklärung verstoßen. Ihr bleibt nur die Flucht in die Zonen, die nicht von Askit kontrolliert werden. Eve wird dort mit einer Wirklichkeit konfrontiert, die ihre gesamten Werte und Vorstellungen radikal infrage stellt. Und während sie beginnt, die Welt mit anderen Augen zu sehen, begreift Eve, dass Askit sie zum Werkzeug bestimmt hat: Es liegt in ihrer Hand die Menschheit zu retten oder sie endgültig zu vernichten.

 

Form und Stil:

Die Geschichte wird in mehreren Kapiteln aus der Sicht der Protagonistin Eve Legrand und aus der Perspektive der Gründer – einer Instanz die Askit geschaffen hat und überwachen soll, erzählt. Dieser Perspektivenwechsel ist in weiten Teilen sehr gelungen, sodass man selbst nicht weiß, ob Eve gerade auf dem richtigen Weg ist oder wer oder was sie in eine Falle lockt.

Mit dem Schreibstil des Autors bin ich leider von Anfang an nicht warm geworden. Er ist mir zu distanziert, zu überfrachtet mit Fakten und an vielen Stellen schlicht zu knapp. Ich konnte der Geschichte oft kaum folgen, wusste in Dialogen auch nach mehrfacher Lektüre nicht, wer was gesagt hat und bekam dafür eine Menge – nicht notwendiger – Informationen, die im Wesentlichen philosophischer und gesellschaftskritischer Natur waren und nur am Rande zur Handlung beigetragen haben. Der Erzählstil ist einfach unglaublich sperrig. Man beginnt einen neuen Abschnitt auf einer neuen Seite und fragt sich, ob man eine Seite überblättert hat, weil es einfach nicht hintereinander passen will – aber leider soll das so. Plötzlich sind Menschen an ganz anderen Orten und haben dort auch plötzlich schon mit jemandem gesprochen oder etwas erledigt.

 

Eigene Meinung:

Wie es die Überschrift schon sagt, ist es einfach nur Schade um eine wirklich gute Idee.  Die Frage nach der Ethik und moralischer Vertretbarkeit einer Auslese vor dem Hintergrund von knappen Ressourcen.  Eine Ki, die möglicherweise eine Art Bewusstsein erlangt hat und wie und in welchem Umfang das gestaltet sein könnte.  Welche Werte, Moral, Ethik muss Ki kennen? Wie wird sich die heutige Gesellschaft entwickeln? Gibt es die Möglichkeiten menschlichen Charakter durch künstliche Intelligenz zu kontrollieren und ist das moralisch vertretbar oder sogar sinnvoll? Das sind alles wirklich spannende Ansatzpunkte. Leider reicht das jedoch für ein gutes Buch nicht aus.

Die dystopische Welt, die der  Autor erschaffen hat, ist wirklich phantasievoll gestaltet. Man merkt, dass sich der Auto viele Gedanken um eine realistische Eskalation des Ist-Zustandes darzustellen. Leider gelingt es ihm jedoch nicht, diese wirklich bildhaft darzustellen, da er sich unglaublich oft im Fakten runterrasseln verliert. Es wirkt oft eher wie eine Lehrstunde und nicht wie ein Roman.

Irgendwie ähnlich geht es mir mit den vielen Charakteren. Es sind ZU viele. Ich konnte sie mir anfangs nicht alle merken, viele tauchen viel zu kurz auf. Ich konnte keine Beziehung zu Ihnen aufstellen und was ich am bedauerlichsten finde: Die meisten treten auf der Stelle. Einzig Eve Legrand macht eine Art Entwicklung durch; auch wenn ich selbst das zweifelhaft und zu wenig fand. Alle anderen bleiben in Ihrer Rolle. Ein Reinster bleibt von den Gedanken in diesem Muster, ein Angepasster in einem anderen, die Kolonisten und Gründer wiederum in anderen. Wer vorher schon Zweifel hat behält sie die ganze Zeit.  Wer auf Askit vertraut, tut es weiter. Jeder behält sein Feindbild. Nur Eve stellt Dinge in Frage. Und ein winziges bisschen spannend ist noch ihre Mutter Tessa. Klar, so hat man die eindeutige Moral, klarere Lager usw. Aber für den Leser ist es enttäuschend, wenn alles in diesen Mustern bleibt. Immerhin gelingt es dem Autor in weiten Teilen gut klare Philosophien und Rollenbilder zu vermitteln: Egoisten und Weltzerstörer, Altruisten, Menschen die gerettet werden müssen usw. in einem spannenden Zusammenspiel. Wer wird am Ende überleben und wer hat ein Recht darauf?

Bedauerlicherweise wurde die Moralkeule ganz am Ende dann doch zu groß. In den ersten Teilen des Buches ist es ein leises Mahnen, dass beim Leser tatsächliches Unbehagen auslöst. Am Ende jedoch hatte ich das Gefühl, dass ALLES in der heutigen Welt schlecht ist und man eigentlich eh nur noch auf das Ende des Planeten warten kann bzw. am besten gleich alle Menschen aus dem Weg räumen sollte.

Was mein Lesevergnügen jedoch am meisten getrübt hat, ist die „schlampige“ Arbeit. Ich kann damit leben, wenn die Namen einzelner Protagonisten falsch geschrieben werden („Thyrion“) und ich kann auch mit offensichtlichen Tippfehlern leben, auch wenn diese bei häufigerem Auftreten durchaus bedauerlich sind.

Wenn die Sätze jedoch keinen Sinn mehr ergeben, weil der Kasus falsch gesetzt wird oder das Verb einfach nicht zu dem restlichen Satz passt oder einfach fehlt, dann mag ich nicht mehr. Und es gibt übrigens keinen 31. September – nur mal so am Rande. Es gab auch keinen Sinn für die Geschichte, eine Änderung des Kalenders etc. was ja eine witzige Idee sein könnte. Ich verstehe nicht, wie das überhaupt passieren kann. Zwischendurch habe ich wirklich überlegt, ob ich das Buch abbrechen soll. Normalerweise lese ich nicht Wort für Wort. Ich bin Schnellleserin. Leider war mir das aufgrund des Stils und der ganzen Fehler aber nicht möglich. So fiel es mir wirklich schwer in die Geschichte abzutauchen.