Rezension

Leider nicht zu Ende erzählt

Unter Wasser Nacht -

Unter Wasser Nacht
von Kristina Hauff

Bewertet mit 3 Sternen

Zwei einst eng befreundete Ehepaare teilen sich einen Hof im Wendland, doch der Tod eines Sohnes hat einen tiefen Keil zwischen die ehemals starke Beziehung der vier Freunde geschlagen. Aaron ist vor einem Jahr unter ungeklärten Umständen in der Elbe ertrunken, und keiner möchte und kann so richtig an einen Tod durch Ertrinken glauben, denn er ist mit seiner Art bei vielen Menschen angeeckt. Und dann driften nicht nur die Nachbarn auseinander, sondern allmählich auch die Eltern des toten Kindes selbst. Als eine fremde Frau aus Dänemark auftaucht, tun sich zunehmend neue Rätsel auf und das einst idyllische Leben auf dem Hof wird von Grund auf umgewirbelt.

Ich bin hin und her gerissen. Es beginnt als ruhiges Buch über Entfremdung, Trauer und Trauma in einer toll ausgearbeiteten Atmosphäre. Verzweiflung vermischt sich mit einer gewissen Erleichterung, der Sohn war ja doch irgendwie ein 'Problemkind'.
Doch obwohl des sehr starken Anfangs hat mich zunehmend immer mehr gestört. Beginnend ab dem Erscheinen von Mara, einer scheinbar sehr (!) charismatischen Frau aus dem Freistaat Christiania, von der sich irgendwie alle auf einen Schlag abhängig machen. Der Vater des toten Jungen verliebt sich Hals über Kopf in diese interessante Frau und beginnt seine eigene Frau zu belügen und zu hintergehen, die sich aber offensichtlich nicht allzu daran stört. Währenddessen buhlen die beiden Frauen auf dem Hof sogar noch um die Freundschaft zu Mara und versinken in Eifersucht, wenn die andere dann mal kurzzeitig mehr beachtet wird. Dazu stehen die Frauen beinah stalkend ständig am Fenster und beobachten das Ein- und Ausgehen im Haus gegenüber. Es beginnt eine unerklärliche Rivalität, jeder auf dem Hof will irgendwie am meisten von Mara abbekommen. Und dann erzählt die Tochter der einen Familie der neuen Frau Dinge, die sie nicht mal ihrer Mutter anvertrauen wollte. Das Buch wurde ab der Hälfte für mich zunehmend unglaubwürdiger, die Dialoge und Charaktere konstruierter und nebenbei zu flach. Einige Fragen bleiben ungeklärt - warum lässt sich die Tochter jeden Abend von Aaron am Fluss verprügeln? Sie wehrt sich nicht, sucht sich keine Hilfe, trifft sich aber jeden Tag aufs Neue mit ihm. Für mich unsolide und nicht ganz zu Ende gedacht, warum sie so Abhängig von Aaron ist, ob sie vielleicht sogar erpresst wird. Letztendlich ein Buch mit anfangs guter Grundidee, doch meiner Meinung nach unbefriedigend ausgearbeitet, immer mehr vom Plot abdriftend und mit sehr kitschigem, nicht gänzlich unauserzähltem Ende.