Rezension

Leider ziemlich lahm

Hannibal Rising - Thomas Harris

Hannibal Rising
von Thomas Harris

Bewertet mit 3 Sternen

Der junge Hannibal kann sich nicht mehr daran erinnern, was mit seiner Schwester Mischa geschehen ist, nachdem die beiden von deutschen Soldaten festgenommen wurden und das Essen langsam zur Neige ging ... Jahre später macht sich Hannibal auf der Suche nach seiner eigenen Vergangenheit. Als er die Wahrheit endlich erkennt, schwört er, Rache zu nehmen an den Leuten, die damals mit ihm in der Hütte saßen und versuchten, zu überleben.
Man soll bekanntlich aufhören, wenn's am Schönsten ist. Mit Hannibal Rising wurde der Zenit der Hannibal-Reihe leider definitiv überschritten.
Im Grunde genommen lässt sich der Roman zweiteilen. Im ersten Part geht es um Hannibals Kindheit und den Grund für sein Trauma. Im zweiten ist Hannibal dann ein junger Erwachsener und übt Rache an seinen Peinigern.
Lecter als Kind zu erleben, war ziemlich spannend, weil man sich als Leser der Reihe natürlich schon immer gefragt hat, wie Lecter so geworden ist, wie er nunmal ist. Gleichzeitig war die Passage etwas zerstückelt, da nur die wichtigsten Ereignisse zusammengefasst werden und er sich nicht an alles erinnern kann.
Nach den traurigen Geschehnissen in Osteuropa wird Hannibal von seinem Onkel und dessen japanischer Frau in Paris aufgenommen. Man erfährt etwas von seiner Jugendzeit, in welcher er schon einige gewalttätige Tendenzen gezeigt hat. Außerdem wird man Zeuge seiner Ausbildung zum Arzt und seiner Fahndung nach den Peinigern.
Das klingt so vielleicht erstmal ganz spannend, insgesamt konnte mich der Roman aber nicht überzeugen.
Obwohl der Leser Hannibals Bewegungen folgt, kann er nie in ihn hineinschauen, sodass er immer noch eine sehr distanzierte Figur bleibt. So gibt es in dem Roman keine Identifikationsfigur, und man muss sich ganz genau überlegen, ob man auf seiner Seite stehen will oder nicht.
Ich hatte vom Buch erwartet, einen gewissen Mehrwert zu erhalten, was Hannibals Psyche angeht. Doch irgendwie bin ich mittendrin auf der Strecke geblieben, denn Hannibals Motive für bestimmte Dinge werden nicht klar, und insgesamt zieht sich der Roman auch sehr. Das Buch war jetzt auch kein Komplettausfall, aber ich hatte mir einfach etwas mehr erhofft, auch wenn ich schon vorher gehört hatte, dass es sich bei Hannibal Rising um das langweiligste Buch der Reihe handeln soll.
Der Roman blieb zu oberflächlich, zu distanziert, sodass man als Leser nie richtig dabei war. Einige Seiten weniger oder eine genauere Auslegung von Hannibals Motiven und Wünschen hätte ich mir gewünscht, um ihn doch ein kleines bisschen besser zu verstehen. Schade.