Rezension

Leider ziemlich unbefriedigend

Der Vogelgott
von Susanne Röckel

Bewertet mit 3 Sternen

~~"Der Vogelgott" stand ganz oben auf meiner to read-Liste der Bücher, die für den Deutschen Buchpreis 2018 in die engere Auswahl fielen. Das Buch wurde als moderner Schauerroman gepriesen, der Schreibstil als gekonnt und Sog wirkend gelobt.

Nun, ich bin froh, dass ich jetzt endlich den Buchdeckel zuklappen konnte, denn mich hat die Autorin mit ihrer Geschichte um die Geschwister Weyde nicht fesseln können ...

Das liegt definitiv nicht an der Schreibe Röckels. In der Tat darf man hier dem Klappentext glauben, der die Autorin als "Sprach-Meisterin von höchsten Graden" betitelt. Da stimmt wirklich alles, vom nüchternen Berichtcharakter bis hin zu detaillierten Beschreibungen der von Dora untersuchten Bilder.

Doch die Geschichte selbst, ihre Entwicklung und auch ihre Protagonisten konnten mich nicht überzeugen. Gerade die Figuren erschienen mir oft träge, lustlos, ungerecht und falsch. Man mag anführen, dass diese Attribute durch den mysteriösen Vogelgott hervorgerufen werden, doch im Prinzip sind die Protagonisten von Beginn an so. Ich mochte leider keinen von ihnen, im Gegenteil, manchmal stießen sie mich in ihrem Verhalten sogar ab.

Auch habe ich nicht begreifen können, worauf die Autorin letztlich hinauswollte. Sicher, es soll um Wahn und Wirklichkeit gehen, um Hilflosigkeit, ein Hineingeraten in etwas, das größer als man selbst ist (in negativem Sinne). Am Anfang konnte ich mich gut auf die sich langsam aufbauende düstere, bedrohliche Atmosphäre einlassen, doch nach und nach entwickelte sich dieser Zug zur Gewohnheit, als Mittel zum Zweck. Geschaudert hat es mich keinen Moment lang, auch entstand kein Sog, dem ich mich nicht entziehen konnte.

All die mysteriösen Vorfälle, die üblen Gerüche, die Männer, die immer eine Inkarnation des einen Mannes zu sein scheinen, die unguten Gefühle - wofür das alles? Letztlich habe ich mich von der Autorin ein wenig an der Nase herum geführt gefühlt, mich allein gelassen, denn eine befriedigende Auflösung gibt es nicht. Das allein fände ich gar nicht schlimm, doch in mir bleibt schlicht ein Gefühl der Leere und Verwirrung übrig. Schade.

 

 

Kommentare

Susi kommentierte am 14. Juni 2020 um 15:30

so ging es mir auch