Rezension

Leiser Krimi aus Münster

Kreuzbube - Arno Kerr

Kreuzbube
von Arno Kerr

Bewertet mit 4 Sternen

Kriminalhauptkommissar Friedrich von Coes kehrt nach einer Auszeit, weil er im Dienst einen Menschen erschossen hat, wieder zur aktiven Polizeiarbeit zurück.  Und der Tag beginnt gleich überraschend: Zu seinem vertrauten Team kommt am ersten Tag nicht nur die junge Kriminalkommissarin Hannah Wolkenstein hinzu, und er muss auch gleich wieder im Falle eines Toten ermitteln: Im Läuterbottich der Brauerei Blankenburg wird der Tote Jan Vosskamp gefunden, dessen Mutter in der Brauerei als Chefsekretärin arbeitet. Und anstatt dass Licht ins Dunkel kommt, taucht bald eine weitere Leiche auf...

Arno Kerr, Pseudonym eines Fotografen und Autors, legt mit "Kreuzbube" den Auftakt einer neuen Krimireihe um den sympathischen Kriminalhauptkommissar Friedrich von Coes vor, dessen Frau verstorben ist und der als nun alleinerziehender Vater einer 15jährigen Tochter sich den Herausforderungen von Beruf und als Vater stellen muss. Kerr gelingt es dabei, eine gute Ausgewogenheit zwischen Arbeit und Privatleben der Kriminalisten zu schaffen und sich nicht in etwaigen "Macken" der Handelnden zu verbeißen.

Dass der Autor Münster und besonders das Kreuzviertel kennen und lieben gelernt hat, lässt sich am Setting unschwer erkennen. Dabei sind Örtlichkeiten und Eigenheiten (wie zum Beispiel das Pinkus Alt, Straßennamen und andere regionale Merkmale) harmonisch in die Handlung eingebettet und es wird nicht versucht, die Regionalität auf die Spitze zu treiben, was mir sehr gut gefällt.

Die Schreibweise ist sehr flüssig; der Schwerpunkt der Handlung liegt auf akribischer Polizeiarbeit und einem genauen Aufbau der Geschichte, was zwar etwas zu Lasten der Spannung geht, aber einen überaus unterhaltsamen Krimi ergibt.

Die Charaktere sind mehrdimensional angelegt und entwickeln sich im Verlauf weiter; dabei sind sie immer authentisch. Besonders sympathisch ist mir dabei natürlich der Protagonist von Coes, der nicht nur als guter Ermittler, sondern auch liebevoller Vater - und auch Sohn, denn seine Eltern spielen ebenfalls eine wichtige Rolle - und guter Kollege dargestellt wird.

Arno Kerr gelingt es, auf viel Blut und Brutalität zu verzichten und stellt mehr die leisen Töne in den Vordergrund.

Für mich ist "Kreuzbube" ein vielversprechender Auftakt einer Münster-Serie und ich freue mich auf die Fortsetzung!