Rezension

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Lektüre zum Träumen, ohne Anspruch auf Tiefe

Die Kirschen der Madame Richard - Tania Schlie

Die Kirschen der Madame Richard
von Tania Schlie

Bewertet mit 4 Sternen

Miriam entschließt sich völlig spontan während eines Urlaubs in Frankreich zu einem Hauskauf. Sie wird Besitzerin nicht nur eines alten Hauses, sondern auch eines großen, verwilderten Gartens mit über 50 Kirschbäumen. Von der Ernte dieser Kirschen will sie leben. Miriam ist einerseits eine sehr eigenständige, beinahe 50jährige Frau, andererseits in manchen Dingen eher unentschlossen. Alles was ihr Gefühlsleben betrifft versucht sie zu schützen. Sich nicht neuerlich verletzen zu lassen. Wird sie durch ihre Vorsicht die Liebe verpassen, wenn sie an die Türe klopft? Wie sieht das mit der vielen harten Arbeit im Kirschgarten aus? Schafft sie das alles allein? Bekommt sie Hilfe? Wie stehen die Einheimischen zu dieser verrückten Deutschen, die sich so einfach ohne Vorkenntnisse einen Kirschgarten kauft? Fragen, die im Laufe des Buches eine Antwort bekommen werden.

 

Ein paar Dorfbewohner kann Miriam von Beginn an für sich gewinnen. Da ist die flippige Paula in der Bäckerei, der Hotelbesitzer, der sich gleichzeitig als Bürgermeister herausstellt, Micheline, die Nachbarin oberhalb von Miriam und ihr Nachbar von gegenüber, der gutaussehende Philippe.

 

Wie Miriam sehr bald entdeckt, wissen in dem kleinen Dorf alle über alles Bescheid. Je länger sie dort lebt, desto mehr werden ihr Verknüpfungen zugetragen. Jeder Bewohner hat eine Verbindung zu einem anderen, der wieder zum nächsten usw. Die Netzwerkstruktur ist gewachsen und fest. Wird Miriam als Fremde hier einen Platz finden?

 

„Die Kirschen der Madame Richard“ von Tania Schlie ist ein sommerlicher Roman, der sehr gut gelungene Landschaftsbeschreibungen beinhaltet. Auch Stimmung und Flair der Orte, der Fester, der Situationen lassen den Leser ins Geschehen eintauchen. Er liest sich flüssig und leicht, wie eine Sommerbrise. Die einzelnen Kapitel tragen Überschriften, manchmal findet man vor einem neuen Kapitel auch einen Auszug aus dem Kirschtagebuch des Vorbesitzers von Miriams Haus. Nett gemacht, wenn für mich auch etwas überflüssig.

 

Wer hier Tiefgang oder anspruchsvolle Botschaft erwartet, wird wahrscheinlich etwas enttäuscht sein. Doch für den abendlichen Ausklang, zum Abschalten, oder einfach Genießen und Eintauchen eine mehr als passende Lektüre.