Rezension

Leo Timmers verpackt seine Botschaft immer in charmanten Bildern...!

Wo steckt der Drache? - Leo Timmers

Wo steckt der Drache?
von Leo Timmers

Der König macht kein Auge mehr zu, seitdem er aus dem Fenster seiner Burg den Schatten eines riesengroßen Drachens erblickt hat. Eilig schickt er seine drei tapfersten Ritter aus, damit diese das Ungeheuer dingfest machen. Doch alles, was in der Dunkelheit einen Schatten wie ein Drache wirft, ist bei Licht betrachtet etwas völlig anderes. Der Drache muss beim Anblick der Ritter geflohen sein, und so wird die Suche abgebrochen. Doch der König hat weiterhin allen Grund, sich zu fürchten…!

Schon mit Ein Haus für Harry konnte Leo Timmers mich überzeugen. So habe ich voller Begeisterung zugestimmt, als vom Verlag die Anfrage kam, ob ich sein neustes Bilderbuch rezensieren möchte. Natürlich tat ich dies „nur“ dem liebsten Patenkind der Welt zuliebe…!

Leo Timmers spielt in seinen Illustrationen gekonnt mit Hell und Dunkel: Seine drei Helden müssen auf ihrer Suche nach dem Ungeheuer so einiges durchmachen und kehren aus diesem Abenteuer mit der einen oder anderen Blessur zurück. Erst wenn das Licht auf den Schatten des fraglichen Drachens fällt, erkennen die Ritter, was wirklich dahinter steckt. Doch in diesem Moment tappen sie im wahrsten Sinne des Wortes im Dunkeln, und es passieren ihnen einige Missgeschicke, deren Auswirkung erst im nächsten Bild bei Licht betrachtet erkennbar wird. So hatte ich als Betrachter gleich meine doppelte Freude mit der phantasievollen Auflösung der Schatten und der witzigen Schattenspiele der Ritter. Timmers schaffte es abermals, mich mit seinen originellen Illustrationen zu amüsieren. Die Bilder sind mit einfachen aber charmanten Reimen „untertitelt“.

Leo Timmers thematisiert in diesem Bilderbuch ein Phänomen, das schon bei vielen Kindergenerationen aufgetaucht ist und auch bei kommenden Generationen weiterhin auftauchen wird: Unter dem Bett oder im Schrank lauert ein grässliches Monster und sorgt für Alpträume im Kinderzimmer. Doch in Wirklichkeit steckt hinter einem beängstigend wirkenden Schatten oft etwas absolut Harmloses.

Übrigens: Das liebste Patenkind der Welt fand dieses Bilderbuch „ganz okay“ und wollte danach viel lieber ein weiteres Kapitel vom „Räuber Hotzenplotz“ vorgelesen bekommen, und dabei ist er erst 4. Was liest er, wenn er 12 ist? Arthur Schopenhauer?! Aber daran wurde mir nochmals deutlich, dass Altersempfehlungen genau DAS sind – Empfehlungen: nicht mehr und nicht weniger! Jedes Kind entscheidet individuell, was (vor-)gelesen wird.

Bei den nächsten Bilderbüchern von Leo Timmers, die zukünftig erscheinen, werde ich wohl mein Patenkind als Alibi nicht mehr vorschieben können und gezwungen sein, mich zu outen:

„Okay! Ich gebe es hier und jetzt offen zu: Ich liebe wunderschöne Bilderbücher!!!“