Rezension

Leseempfehlung!

Dein Leben und meins - Majgull Axelsson

Dein Leben und meins
von Majgull Axelsson

Bewertet mit 5 Sternen

Das ist mal eine Entdeckung, die mich richtig glücklich gemacht hat! Mjagull Alexsson war mir bisher kein Begriff aber der Klappentext zu diesem Roman hat mich gleich angesprochen. Und noch bevor ich ihren Roman ganz fertig gelesen habe sind drei weitere ihrer Bücher auf meiner Wunschliste gelandet - und vielleicht auch schon einer in meinem Regal...

Axelsson erzählt die Geschichte einer Frau, die auch kurz vor ihrem 70 Geburtstag noch schwer an ihrer Vergangenheit zu tragen hat. Schuldgefühle, Wut und Trauer haben sie lange von ihrem Elternhaus ferngehalten. Doch zum Geburtstag ihres Zwillingsbruders kehrt sie dorthin zurück. Und auf der Reise kommen viele Erinnerungen hoch, an die sie lieber nicht gerührt hätte.

Ich fand diesen Roman sehr spannend. Nach und nach erfahren wir, was Märit lieber vergessen würde. Zum Beispiel was mit ihrem geistig behinderten Bruder passiert ist, der leider zu einer Zeit lebte, als diese Menschen in der Regel abgeschoben und in Irrenhäusern weggesperrt wurden. Warum die ehrgeizige Märit ihr Medizinstudium abgebrochen hat oder warum das Verhältnis zwischen ihr und ihrer damals besten Freundin so angespannt ist. Die Erzählung wechselt gekonnt zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Dabei war ein kleines Highlight jeweils die Auseinandersetzung Märits mit „der Anderen“. Einer bitteren, oft gemeinen Stimme in ihrem Kopf, die sie mal neckt, ihr mal auf die Sprünge hilft oder mal geradeheraus sagt, was Märit sich nie trauen würde auszusprechen. So eine „Andere“ hat sicher jeder mal im Kopf. Axelssons Umsetzung und Interpretation dieser Stimmt hat mir besonders gut gefallen.

Der Roman ist generell psychologisch interessant. Er spielt mit der eigenen Schuld. Mit Verdrängung und damit wie man sich seine Vergangenheit zurechtbiegt. Ist man ehrlich zu sich selbst? Zu gnädig oder zu streng? Er zeigt wunderbar wie man mal zum einen und mal zum anderen neigt. Auch die negativen Dynamiken in Märits Familie konnte ich gut nachvollziehen. Es gibt hier kein Schwarz und Weiß. Kein Gut und Böse. Auf den Blickwinkel kommt es an.

„Dein Leben und meins“ ist eine wunderbare Mischung aus Familiengeschichte, Zeitgeschehen und Drama mit einer sympathischen und authentischen Hauptcharakterin und durchweg interessanten Themen. Ich habe das Lesen sehr genossen und freue mich eine großartige Autorin entdeckt zu haben, in deren vorangegangen Werken ich direkt weiter schmökern kann. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung!

Kommentare

wandagreen kommentierte am 23. August 2018 um 23:48

Schön beschrieben. Macht Lust auf mehr!

LySch kommentierte am 24. August 2018 um 00:24

Das klingt toll, Minzi! :) Werd ich mal ein Auge drauf haben... ;)