Rezension

Lesegenuss

Die Erben der Erde - Ildefonso Falcones

Die Erben der Erde
von Ildefonso Falcones

Bewertet mit 5 Sternen

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Bei diesem Buch handelt es sich um ein Rezensionsexemplar. Aus diesem Grund kennzeichne ich diesen Beitrag mit |Werbung|. Für meine Beiträge werde ich grundsätzlich nicht bezahlt. 

Allgemeines:

Ildefonso Falcones wurde 1959 in Barcelona geboren. Er arbeitet dort als selbstständiger Anwalt. Eigentlich beschäftigte er sich beruflich mit der mittelalterlichen Rechtsgeschichte Kataloniens. Dabei entstand in fünf Jahren Arbeit sein Roman Die Kathedrale des Meeres, der 2006 erschien und sich allein in Spanien mehr als zwei Millionen Mal verkaufte. Die Erben der Erde ist der Folgeband und erschien auf Deutsch am 11.06.2018 bei Bertelsmann als gebundenes Buch mit 925 Seiten.

Inhalt:

„Millionen von Lesern waren fasziniert von Arnau Estanyols Geschichte, der beim Bau der Kirche Santa Maria mithalf. Nun erzählt Ildefonso Falcones in seinem neuen aufregenden Sittengemälde wieder von Loyalität und von Rache, aber auch von der Liebe und den Träumen der Menschen.

Wir schreiben das Jahr 1387. In Barcelona begegnen wir dem zwölfjährigen Hugo Llor, dem Sohn eines verstorbenen Seemanns. Aber wir begegnen auch Arnau Estanyol wieder, dem Werftbesitzer, der sich um den Jungen kümmert. Hugos Jugendträume werden mit der unbarmherzigen Realität konfrontiert. Und er wird sich in den Weinbergen neue Arbeit suchen – und so die schöne Nichte des jüdischen Weinbergsbesitzers kennen und lieben lernen. Doch er muss miterleben, wie unerbittlich der Hass auf Volksgruppen sein kann.“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

Die Handlung dieses zweiten Bandes der Barcelona Saga setzt im Jahr 1387 ein. Da ich auch Die Kathedrale des Meeres gelesen habe, bin ich – obwohl das doch schon ein wenig her ist – ziemlich schnell wieder drin in der Geschichte Barcelonas und in dem Erzählstil Falcones. Er kann einfach unheimlich gut Geschichten erzählen.

Was das Leseerlebnis trübt, ist in jedem Fall das Fehlen eines Glossars. Unbekannte und ungeläufige sowie historische Begriffe werden zwar im Text erklärt, aber man kann sie unmöglich alle behalten und hat keine Lust, sie auf den gelesenen Seiten wieder zu suchen. Auch ein Inhaltsverzeichnis und ein historischer Abriss über die Herrschenden Barcelonas wären unheimlich hilfreich gewesen. Warum das bei einem Buch von fast 1000 Seiten fehlt, erschließt sich mir nicht. Die Anmerkungen des Autors am Ende des Buches sind eine kleine Entschädigung für diesen Mangel.

Mich fesseln zwei Dinge in diesem Buch ganz besonders: die Geschichte des Jungen Hugo und das jüdische Leben. Mit unglaublicher Grausamkeit werden die Juden in Die Erben der Erde behandelt. Man lässt sie nicht in Frieden leben, vertreibt und tötet sie und zwingt sie zu konvertieren. Und selbst dann lässt man sie nicht in Ruhe und verbietet ihnen den Kontakt zu Menschen aus ihrem früheren Leben. Parallelen zu den Grausamkeiten des Dritten Reiches, aber auch zum Umgang mit Geflüchteten, Asylanten und Migranten im heutigen Deutschland, drängen sich auf. Somit ist dieser Roman, der im 14. Jahrhundert spielt, ein echtes Stück Zeitgeschichte.

Hugo ist sozusagen ein Bindeglied zwischen den Büchern. Er verbindet den ersten und zweiten Band und er hat gute Freunde unter den Juden und keinerlei Vorbehalte gegen sie und andere Menschen. Sein Charakter ist von einem großen Gerechtigkeitssinn geprägt, er hasst Unterdrückung und Gewalt gegen Schwache. Hugo, selber Halbwaise, muss schon als Junge für sich alleine sorgen, seine Schwester ist in einem Kloster untergebracht, seine Mutter nach dem Tod des Vaters wieder verheiratet. Kontakt zu halten ist schwer.

Arnau Estanyol, der Baumeister der Kathedrale des Meeres (die tatsächlich in Barcelona steht) und Protagonist des gleichnamigen Buches, ist zu Beginn des Buches noch sein Arbeitgeber. Mit Entsetzen muss Hugo mitansehen, wie dieser völlig zu Unrecht geköpft wird, weil man sich an ihm rächen will. Hugo ist nun auch im Visier der Mörder Estanyols und muss untertauchen. Ab diesem Zeitpunkt beginnt für mich die eigentliche Handlung: Hugo und wie er sein Leben meistert. Er geht durch unglaublich viele Höhen und Tiefen, erlebt Verrat und Gewalt, lässt sich aber in seinem Charakter nicht verbiegen. Halt gibt ihm besonders seine ehemalige Sklavin Barcha, die seinen Haushalt führt und vor niemandem Angst hat. Außerdem hat Hugo ein Mündel aufgenommen, um das sich ein Geheimnis rankt. Alles ist verpackt in eine unglaublich packende Geschichte und lässt einen nebenbei noch viel Historisches lernen. Was mir auch sehr gut gefällt ist, dass Falcones an keiner Stelle in schwülstigen Kitsch verfällt, wie das in vielen sogenannten historischen Romanen geschieht.

Fazit:

Man kann dieses Buch lesen, ohne Die Kathedrale des Meeres zu kennen. Der Lesegenuss erhöht sich aber immens, wenn man den ersten Band gelesen hat.