Rezension

Lesehighlight!

Die Herren der Grünen Insel - Kiera Brennan

Die Herren der Grünen Insel
von Kiera Brennan

Bewertet mit 5 Sternen

1166: Irland ist in viele, hierarchisch aufgebaute Königreiche zerteilt. Untereinander ringen die Herrschenden um die Macht, es kommt oft zu Fehden und Kriegen. Als Diarmait MacMurchada von Tigernán O'Rourke besiegt und vertrieben wird, sucht dieser Hilfe bei den Normannen, womit er womöglich den Teufel mit dem Beelzebub vertreibt. Viele kleinere Herrscher und Grundbesitzer wie Ascall von Toora und Riacán O`Bjólan und ihre Familien werden in die Machtkämpfe hineingezogen.

Kiera Brennan ist das Pseudonym einer Autorin, die mit mehreren Pseudonymen in verschiedenen Genres zu Hause ist. Ich muss gestehen, dass ich bisher keinen ihrer Romane gelesen habe, nach der Lektüre von „Die Herren der grünen Insel“ aber neugierig auf ihre anderen Werke bin.

Der Autorin ist ein großartiges Epos über einen Teil der irischen Geschichte gelungen. Bisher kannte ich Irlands Geschichte kaum, und wenn, dann eher aus der neueren Zeit und aus einem englischen/britischen Blickwinkel heraus. Hier erleben wir das Geschehen (fast) ganz aus irischer Sicht, die Protagonisten sind (fast) durchgängig Iren und Irinnen, die dadurch von dem Geschehen unmittelbar betroffen sind. Sehr interessant finde ich die Aufteilung des Landes in viele Königreiche, um die Hierarchie untereinander zu verdeutlichen gibt es hinten im Buch einen Stammbaum. Etwas schwierig sind die vielen ungewohnten Namen, hier hilft das Personenregister im Anhang, meinem Buch lag zudem ein Lesezeichen bei, auf dem die wichtigsten Protagonisten verzeichnet waren. Da ich viele Romane aus dem Fantasy-Genre lese, bin ich ungewöhnliche Namen gewohnt und hatte nur wenig Probleme deswegen. Neben den irischen Charakteren finden sich auch einige normannische, u. a. auch Henry II. Plantagenet und Eleonore von Aquitanien (u. a., aber nicht nur, bekannt als die Eltern Richard Löwenherz').

Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, wie z. B. auch bei George R. R. Martins bekannter Buchreihe sind die Kapitel nach dem jeweilig im Fokus stehenden Charakter benannt. Die entsprechenden Charaktere sind sehr unterschiedlich und entstammen verschiedenen Lagern, beide Geschlechter sind vertreten. Kiera Brennan ist es sehr gut gelungen, sie allesamt zum Leben zu erwecken und dem Leser nahe zu bringen, sie sind alle sehr tiefgehend gezeichnet und wecken allerlei Emotionen. Es gibt aber auch eine Reihe Charaktere, die keine eigenen Kapitel erhalten und dennoch wichtige Rollen einnehmen und ebenso gut gezeichnet sind. Trotz der Vielzahl der Personen behält man bei einigermaßen konzentriertem Lesen jederzeit den Überblick. Die politischen Geschehnisse werden gekonnt mit dem Leben der verschiedenen Charaktere verknüpft, so dass man auch hier immer auf dem Laufenden bleibt. Zudem gibt es im Anhang eine Zeittafel, anhand derer man sich Informationen über das tatsächliche historische Geschehen holen kann. Mir persönlich gefällt die Rolle, die Eleonore von Aquitanien einnimmt, nicht, ich kann diese Interpretation aber nachvollziehen.

Erzählt wird sehr ausführlich, mit vielen Anspielungen auf irische Geschichte und Legenden, dabei aber immer packend, Langeweile kommt auf keiner der fast 1.000 Seiten nicht auf. Kiera Brennan hat einen wunderbaren, sehr bildhaften Erzählstil, hin und wieder fließt auch ein Quäntchen Humor mit ein. Die Sprache ist phänomenal, bildgewaltig und kraftvoll, ich empfinde sie zur Zeit und zu den Charakteren passend, dazu gehört auch, dass sie manchmal etwas derb ist.

Der Roman endet 1172, doch die Geschichte ist damit noch nicht zu Ende erzählt, es wird eine Fortsetzung geben, auf die ich mich schon sehr freue, ich bin gespannt, welche Charaktere uns wiederbegegnen werden.

Wie es sich für einen guten historischen Roman gehört, werden einige Extras mitgeliefert. Einen Teil habe ich bereits erwähnt. Mit einer Vorbemerkung führt die Autorin in die Geschichte ein, wodurch diese verständlicher wird. In einer historische Anmerkung am Ende zeigt Kiera Brennan auf, welche Entscheidungen sie für ihren Roman fällen musste, ich fand das sehr interessant. Selbstverständlich gibt es auch eine Karte, die zum Einen Irland zeigt, zum Anderen einen Ausschnitt der britischen Insel und des französischen Festlandes. Alle Extras finde ich sehr nützlich.

Ich habe den Roman mit jeder Seite mehr geliebt, für mich ist er ein absolutes Lesehighlight und so freue ich mich schon auf die Fortsetzung. Wer gerne gut recherchierte historische Romane liest und nicht vor einer komplexen Geschichte zurückschreckt, sollte unbedingt zugreifen. Von mir gibt es volle Punktzahl und eine absolute Leseempfehlung.