Rezension

Lesen auf eigene Gefahr: Möglicherweise verliebt man sich in Alec. Oder Magnus. Oder beide. ♥

The Red Scrolls of Magic - Cassandra Clare, Wesley Chu

The Red Scrolls of Magic
von Cassandra Clare Wesley Chu

Bewertet mit 5 Sternen

„All Magnus Bane wanted was a vacation.“

So beginnt der Klappentext zu dem neuesten Roman aus dem Shadowhunter-Universum und es war alles, was ich brauchte, um zu wissen, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss. Normalerweise lese ich nicht so viel auf Englisch und warte lieber, bis das Buch auf Deutsch erscheint, aber dieses Mal konnte ich einfach nicht warten. Eine Geschichte, die Magnus und Alec in den Mittelpunkt stellt – wer kann da warten?

Das Englisch liest sich auch unglaublich leicht und angenehm. Wenige Wörter, die ich nicht verstanden habe, habe ich dann halt mal gegoogelt oder mir aus dem Zusammenhang erschlossen, aber insgesamt ist es wirklich leicht verständlich. Und vor allem habe ich gemerkt, dass in der Übersetzung (mal wieder) unglaublich viele Witze verloren gehen werden, denn es gibt einige Wortspiele, die nur auf Englisch funktionieren.

Vor dem Lesen habe ich eine Rezension gelesen, in der einem geraten wurde, das Buch erst nach „The Dark Artifices“ zu lesen, da man sonst nicht alles verstehen könnte. Den Eindruck hatte ich ganz und gar nicht, bei mir sind keinerlei Wissenslücken entstanden – und ich glaube (und hoffe!), dass ich auch nicht gespoilert wurde. (Ich korrigiere das, wenn sich mein Eindruck nach dem Lesen von „The Dark Artifices“ ändern sollte.) Es begegnen einem zwar einige Charaktere, die man erst in „The Dark Artifices“ kennenlernt – zum Beispiel Hexenmeister Malcolm Fade (sehr amüsanter Typ) –, aber Vorwissen zu dieser Reihe ist absolut nicht nötig. „The Mortal Instruments“ und „The Infernal Devices“ sollte man aber gelesen haben, sonst könnte man tatsächlich nicht alles verstehen. Man sollte schon wissen, wer Magnus, Alec, Raphael, Aline, Helen, Tessa und Will sind …

Zeitlich befinden wir uns während des vierten Bandes, „City of Fallen Angels“, von „The Mortal Instruments“, nämlich zu dem Zeitpunkt, zu dem Alec und Magnus im Urlaub sind. Oder das zumindest geplant haben, denn die Probleme lassen nicht lange auf sich warten. So sehr Magnus sich auch anstrengt, Alec mit romantischen Unternehmungen und schöner Kulisse zu beeindrucken, letztendlich holen ihn doch seine Vergangenheit und die Geheimnisse ein, die er vor Alec bisher verborgen hat. Dass er vor langer Zeit einen Kult gegründet haben soll, der Dämonen anbetet, ist aber selbst ihm neu. Er kann sich nicht daran erinnern. „The Red Scrolls of Magic“ – wenn man so will, das „Regelwerk“ des Kultes – sagt jedoch etwas anderes: „Life is a stage, so exit in style. Only the faithful who make a truly great drink shall be favored. […]” (S. 183) – das klingt doch schon verdächtig nach einem Witz, genau genommen nach einem seiner Witze. Alec und ihm bleibt nichts anderes übrig, als ihre Urlaubspläne erstmal auf Eis zu legen und diesem Kult näher auf den Grund zu gehen, in Magnus’ fester Erwartung, dass es ihre noch recht frische Beziehung auf die Probe stellen wird.

Ich musste beim Lesen des Klappentextes schon grinsen, denn einen Kult im Scherz zu gründen klingt absolut nach etwas, das Magnus tun würde. So amüsant, wie schon die Ausgangsstory anmutet, ist das gesamte Buch. Wer die anderen Reihen aus dem Shadowhunter-Universum kennt, weiß, dass sich die meisten Charaktere nicht besonders ernst nehmen, vor allem nicht Magnus, der kaum zwei Seiten durchhält, ohne eine witzige Bemerkung von sich zu geben. Seine sarkastischen, selbstbewussten Bemerkungen lassen auch hier nicht lange auf sich warten – und selbstverständlich ist er so schillernd und modebewusst wie eh und je. Unglaublich gefreut habe ich mich aber auch über ein Wiedersehen mit Raphael, dem größten Miesepeter auf der Welt, der für die absolut witzigsten Gespräche (mit Alec!) gesorgt hat, obwohl das ganz sicher nie seine Intention war. Ich fühlte mich also wieder einmal unglaublich gut unterhalten und habe die meiste Zeit nur laut gelacht oder breit gegrinst.

»Can I have your autograph, Raphael?« asked the faerie lady. She produced a large, shiny green leaf and a quill. Raphael wrote LEAVE ME ALONE on the leaf. (S. 141)

Unser anderer männlicher Protagonist, Bogenschütze Alec, den ich wie Magnus in „The Mortal Instruments“ lieben gelernt habe, ist mir hier noch stärker ans Herz gewachsen. Ich freue mich riesig, dass wir endlich mal etwas mehr von ihm lesen konnten. Er ist der eigentliche Held dieser Geschichte, denn was Alec auf diesen Seiten alles vollbringt, ist Wahnsinn. Er rettet Magnus aus jeder noch so brenzligen Situation, angetrieben von seiner Angst um und seiner Liebe zu ihm. Es ist nicht schwer nachzuvollziehen, warum Magnus hin und weg von ihm ist: auf der einen Seite ist Alec der unerbittliche, mutige Schattenjäger, der vor keinem Kampf zurückschreckt, und auf der anderen ist er der schüchterne, unsichere Kerl, der glaubt, in Bezug auf emotionale Angelegenheiten mit Worten nicht so gut umgehen zu können, obwohl er die bezauberndsten Dinge von sich gibt. Ich bin sicher, dass die meisten meiner Markierungen Äußerungen von ihm sind. Der regelmäßige Sichtwechsel zwischen ihm und Magnus hat mir unglaublich gut gefallen.

»Stop telling me to let you go,« said Alec. »I will never listen. I want to be with you. I never wanted anything more in my life. If you fall, I want to fall with you.« (S. 314)

Neben dem Humor, den wundervollen Protagonisten und der Liebesgeschichte zwischen Magnus und Alec, die einen großen Teil des Buches ausmacht, da durch jede Seite sickert, wie viel die beiden einander bedeuten – und seien wir mal ehrlich: wir Malec-Fans wollen das ja auch lesen! – überzeugt dieser erste Band auch durch interessante Nebencharaktere, spannende Handlungsstränge, unerwartete Plot-Twists und eine zweite schöne Liebesgeschichte, nämlich die von Aline und Helen, die sich hier zum ersten Mal begegnen. Egal, ob die Handlung gerade etwas ruhiger oder voller Action ist, es passiert immer irgendetwas Interessantes und sei es nur, dass Alec ein amüsantes Gespräch mit Jace am Telefon führt. Für Cassandra Clare-Fans – und ganz besonders für Malec-Fans – ist dieser Auftakt ein absolutes Muss. Ich bin begeistert und erwarte jetzt schon ungeduldig den nächsten Band.

Fazit

Wieder ein geniales Buch aus der Feder von Cassandra Clare – ich bin immer wieder davon fasziniert, dass ihr die Ideen einfach nicht auszugehen scheinen. Ich hoffe, das bleibt noch ganz ganz lange so, da ich es liebe, in die Schattenjäger-Welt abzutauchen. Fans des Universums (und vor allem von Malec) sind hier goldrichtig – unbedingt lesen! Von mir gibt es die volle Punktzahl.