Rezension

Lesen, um dann vielleicht vor der eigenen Tür zu kehren

Das Verstummen der Natur - Volker Angres, Claus-Peter Hutter

Das Verstummen der Natur
von Volker Angres Claus-Peter Hutter

Bewertet mit 3.5 Sternen

Das Buch „Das Verstummen der Natur“ behandelt die Gefährdung und das Aussterben verschiedenster Tier- und Pflanzenarten.

Sein Inhalt beschreibt wie diesim Laufe der Landschafts- und Kulturgeschichte vor sich geht und erklärt, dass wir ein so schlimmes Artensterben wie seit 50.000 Jahren nicht verzeichnen; die Autoren erläutern, was dies für Auswirkungen auf Mensch, Tier und Natur hat und wie jeder einzelne Bürger daran beteiligt ist, dass die Diversität der Natur immer weiter abnimmt.
Die Problematik beginnt im großen bei der Landwirtschaft; intensivste Bewirtschaftung, Ackerbegradigung zur Vereinfachung von automatisierter GPS-gesteuerter Landwirtschaft, chemischer Schädlingsbekämpfung, Überdüngung und Monokulturen sorgen dafür, dass ackerbewohnende Flora und Fauna verdrängt werden bzw. aussterben. Es muss nicht nur ein grundlegendes Umdenken geschaffen werden weg von der industriellen Landwirtschaft, mit der wir die Natur, die uns noch umgibt, zerstören. Die Subventionen, die einen Großteil der Einnahmen in der Landwirtschaft ausmachen, dürfen nicht länger nach Größe der zu bewirtschaftenden Landfläche verteilt werden, sondern danach wer seine Flächen nachhaltiger behandelt.
Im kleinen jedoch trägt jeder einzelne von uns, so beschreiben es die Autoren (und es leuchtet auch ein), einen Anteil daran, dass immer mehr Pflanzen- und Tierarten verschwinden. Eingeschleppte, exotische Tierarten, die durch Unfälle oder Aussetzung ihren Weg in das heimische Ökosystem finden, sind nur eine Gefahr. Auch naturverbundene Freizeitgestaltung, die dem Menschen Ausgleich und Erholung verschaffen soll, gefährdet Tierarten, wenn Spaziergänger, Mountainbiker und Wanderer angelegte Wege verlassen, denn sie stellt einen erheblichen Faktor für Tierarten dar, die ruhebedürftig nur in Naturschutzgebieten existieren können und bei Störung durch den Menschen ihre Nester verlassen und abwandern, was zu einer Gefährdung der nächsten Generation der Population führt.
Neben vielen anderen Lebensräumen wie dem Meer oder der Arktis wird auch der Lebensraum Moor als gefährdet benannt, in dem sehr spezialisierte Fauna und Flora existiert, was zum Nachdenken anregt; Arten, die einem so speziellen Heimatraum beraubt werden, finden keinen Lebensraumersatz und verschwinden für immer.

Ein Kapitel lautet „Dummheit vernichtet Dasein“, Unwissenheit sorgt also dafür, dass wir unsere Naturräume dann nicht schützen können, wenn wir sie gar nicht kennen und beispielsweise einzelne Vogel-, Pilz- oder Pflanzenarten nicht auseinanderhalten können. Der Inhalt des Buches appelliert  ganz stark daran uns selbst zu bilden, aber auch in Kindergärten und Schulen der nächsten Generation den Heimatraum wieder näher zu bringen. Vermittelt wird, dass es nicht nur an der Politik ist heimische Ökosysteme zu schützen, denn die Politik ist viel zu sehr auf das Wohlwollen der Industrie und Wirtschaft angewiesen, sondern jeder einzelne selbst auch eine Verantwortung dafür trägt, Naturgebiete beispielsweise zur Naherholung nicht ausschließlich zu genießen, sondern durch erworbenes Heimatwissen eben auch selbst zu schützen.

Jedes Kapitel endet mit einer Reihe von Tipps, die jeder Bürger, die Politik und die Wirtschaft tun können, um die jeweiligen Problematiken einzuschränken.
Bisweilen scheint der Inhalt dieses Sachbuchs zu fingerzeigend zu sein, aber je mehr man liest, desto mehr öffnet es einem auch die Augen, was wir mit unserem Konsum uns selbst eigentlich antun.
Zum Ende hin fand ich das Buch doch sehr langatmig. Ich hatte das Gefühl mit den Beschreibungen über die Lebensräume „gesättigt“ zu sein und konnte den vielen politischen und wirtschaftlichen Erläuterungen nur noch wenig abgewinnen, auch wenn sie dennoch wichtig sind. Es erhält von mir jedoch eine deutliche Leseempfehlung besonders im Bezug auf unser immer mehr schwindendes Wissen über die uns nächsten Naturräume.

Kommentare

Emswashed kommentierte am 13. Februar 2019 um 08:07

Die Bayern habe es ja gerade geschafft, zumindest den Besen rauszuholen, jetzt müssten sie nur noch anfangen zu kehren... mal schauen. (Petition zur Änderung der Naturschutzgesetze)

Paperboat kommentierte am 13. Februar 2019 um 09:06

Petitionen, Gesetze und gute Vorsätze gibt es laut dem Buch viele. Es hapert aber an der Umsetzung.