Rezension

lesenswert

Scherbenpark - Alina Bronsky

Scherbenpark
von Alina Bronsky

~ Über das Buch ~

Die 17 jährige Sascha Naimann ist die Protagonistin des Buches. Mit ihren beiden jüngeren Geschwistern und der Tante lebt sie in der Hochhaussiedlung Solitär, genannt Scherbenpark, welche fast ausschließlich von Russlanddeutschen bewohnt wird. Sascha denkt manchmal, dass sie die einzige dort ist, die noch vernünftige Träume hat. Sascha hat zwei: Sie will Vadim töten und ein Buch über ihre Mutter schreiben. Selbstbewusst wie sie ist schämt sie sich für keinen der beiden Träume.
Sascha besucht als einzige der Siedlung eine höhere Schule. Davon sinnlos herumzuhängen und schales Bier aus Pappbechern zu trinken hält sie nichts. Stattdessen gibt sie anderen Nachhilfe und spielt Schach. Sascha ist anders als die anderen Jugendlichen und genau das macht sie so sympathisch. Sie ist selbstbewusst, sagt geradeheraus was sie denkt und hat niemals Angst.
Scherbenpark erzählt wie es dazu kam, dass Sascha Vadim töten möchte und dass ihre Familie eine traurige Berühmtheit erlangte. Scherbenpark erzählt aber auch die Geschichte einer jungen Frau, die schon viel zu früh erwachsen werden musste und sich ihren Platz im Leben sucht. Letztendlich erzählt Scherbenpark auch von einer komplizierten Dreiecks Liebesgeschichte zwischen Sascha, einem Journalisten und dessen Sohn.

~ Meine Meinung ~

Nachdem ich zum ersten Mal von diesem Buch hörte, habe ich mir den Titel gleich auf meine Wunschliste geschrieben. Ende letzten Jahres war ich dann auf einer Lesung der Autorin in Köln. Warum ich das Buch erst jetzt gelesen habe, kann ich gar nicht sagen, denn schon die Lesung hatte mir gut gefallen. Wahrscheinlich ist es bei diesem Buch so wie bei vielen anderen auch; jedes Buch hat seine eigene Zeit.

Alina Bronsky schreibt in einer sehr klaren und direkten Sprache.Ihre Worte sind eindringlich, sie nimmt kein Blatt vor den Mund. Beim lesen habe ich mich sofort angesprochen gefühlt. Stellenweise bin ich so sehr in das Geschehen eingetaucht, dass ich mich mehr als stumme Beobachterin denn als Leserin eines Buches gefühlt habe.

Direkt zu Beginn des Buches erklärt die Protagonistin, dass sie Vadim töten möchte. Dadurch baut sich direkt ein Spannungsbogen auf, denn man fragt sich natürlich wer Vadim ist und warum sie ihn töten möchte.

Das Buch macht auf sehr eindringliche Art und Weise bewusst wie es ist in einer Randgesellschaft aufzuwachsen. Dort wo Rapmusik mit russischer Marschmusik um die Wette schallt. Dort wo Frauen eifrig die täglichen Tipps aus dem Kalender für die orthodoxe Hausfrau befolgen. Dort wo Gewalt auf der Tagesordnung steht. Dort wo die Mädchen von reichen deutschen Ehemännern und die Jungs von teuren Autos träumen. Das Buch zeigt aber auch wie schwer es ist den eigenen Platz im Leben zu finden wenn man zerrissen zwischen den Welten, anders, ein Außenseiter ist.

Die einzelnen Charaktäre sind sehr gut beschrieben. Unweigerlich bekommt man ein Bild von ihnen vor Augen. Besonders Sascha war mir mit ihrer direkten Art sehr sympathisch. An so mancher Stelle hätte ich sie gerne mal gedrückt und ihr gesagt "Nur Mut, du schaffst das".

Gut gefallen hat mir auch dass die Autorin nicht immer political correctness an den Tag gelegt hat. Sie ist damit jedoch nie in Klischees oder ins beleidigende abgerutscht. Es passte einfach zum Buch und auch zu Sascha.

Auf seine ganz eigene Weise ist das Buch hart. So wie eine kalte Regenschauer die einem ins Gesicht peitscht. Und das obwohl immer wieder ein fast schon sarkastischer Humor durchdringt. Dennoch fand ich das Buch so bewegend, dass ich am Ende froh war dass die Taschentücher in der Nähe lagen ;-)

~ Mein Fazit ~

In meinen Augen ist Scherbenpark ein absolut lesenswertes Buch. Von mir gibt es 5 Sternchen und ich freue mich jetzt schon auf das neue Buch der Autorin.