Rezension

Lesenswert

Die Zarin und der Philosoph - Martina Sahler

Die Zarin und der Philosoph
von Martina Sahler

Bewertet mit 4 Sternen

Solider Roman vor historischem Hintergrund

Die Autorin Martina Sahler hat mit "Die Zarin und der Philosoph" ein weiteres Porträt ihrer Lieblingsstadt St. Petersburg vorgestellt. Wie schon in "Die Stadt des Zaren" verbindet sie mit großem Können die Schicksale historisch verbürgter, sowie fiktiver Charaktere zu einer lesenswerten Geschichte aus der Zeit der Zarin Katharina II.
St. Petersburg 1762: Katharina, die später den Beinamen "die Große" erhalten wird, besteigt den Zarenthron nach dem ihr Mann Peter III. unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommen ist. Die Monarchin, die sich für weltoffen hält, kämpft um die Anerkennung der europäischen Herrscher. Es ist die Zeit der Aufklärung. Auch Katharina will sich der neuen Zeit nicht verschließen und sammelt an ihrem Hof in St. Petersburg Künstler und Gelehrte um sich. Besonders zu dem französischen Philosophen Voltaire unterhält sie regen Briefkontakt. Als sich die Gelegenheit bietet den jungen deutschen Philosophen Stephan Mervier mit seiner Frau, einer Malerin, an den Hof zu holen, glaubt Katharina der Herrscherelite Europas einen Schritt näher gekommen zu sein. Was sie nicht ahnt: Mervier ist ein Spion des preussischen Königs und berichtet diesem in Briefen von den Verhältnissen am Hof der  russischen Herrscherin.
Vor der Kulisse der Stadt an der Newa entwickelt Martina Sahler ein Ränkespiel, das den Geist des Umbruchs des ausgehenden 18. Jahrhundert in Europa hervorragend spiegelt. Fiktive und historische Protagonisten des Romans sind detailliert und präzise dargestellt. Die Geschichte lässt einen zwar nicht atem- und pausenlos zum Buch greifen, da es zwischenzeitlich ein wenig vor sich "hinplätschert". Und doch bleibt am Ende eine in sich stimmige Geschichte in guter Erinnerung. Meine Lieblingsfigur bleibt die Stadt St. Petersburg, die für mich durch die liebevollen Beschreibungen zu einem lebendigen Ort geworden ist.