Rezension

Lesenswert!

Marta schläft
von Romy Hausmann

Bewertet mit 4 Sternen

"Marta schläft" ist nach "Liebes Kind" der zweite Thriller von Romy Hausmann, bei dem mich die Autorin erneut durch ihren besonderen Schreibstil , die facettenreichen Charaktere und den Aufbau des Buches überzeugen konnte.

 Die Geschichte beginnt mit verschiedenen Handlungssträngen. Zum einen lernen wir Nadja kennen, die eine Haftstrafe wegen eines Gewaltverbrechens verbüßt hat und nun in einer großen Berliner Anwaltskanzlei als Angestellte arbeitet. Eines morgens steht Laura, die Frau des Chefs in der Kanzlei und ist völlig aufgelöst … in ihrer Wohnung liegt ein größeres Problem. Da Gero van Hoven -Lauras Mann- nicht erreichbar ist, beschließt Nadja der ehemaligen Freundin zu helfen. In einem zweiten ca. 5 Jahre früher beginnenden Handlungsstrang hat die junge und etwas naive Nelly eine Affäre mit einem knapp zwanzig Jahre älteren Familienvater und träumt von einer gemeinsamen Zukunft mit ihm. Zwischen diesen Abschnitten finden sich Briefe einer unbekannten Person, in denen von einem erschütternden Familienleben berichtet wird.

>> Ich weiß nicht, wie man normal ist, aber dafür weiß ich eins: Ich weiß, wozu Menschen fähig sein können. Und ich habe Angst. Die Vergangenheit holt und zerfetzt mich. <<

Mich hat das Buch vom ersten Kapitel an in seinen Bann gezogen. Die Sprünge zwischen den Erzählebenen haben mich nicht verwirrt, im Gegenteil, ich fand es faszinierend, die Zusammenhänge nach und nach zu entdecken. Außerdem fand ich es sehr fesselnd, die unterschiedlichen Charaktere mit jedem Kapitel immer besser kennenzulernen, ihre Hintergründe und Beweggründe zu verstehen. Das tolle an den Personen dieses Romans ist in meinen Augen, dass sie sehr facettenreich, komplex und vielschichtig sind, nicht nur schwarz oder weiß, sondern in vielen Grautönen gezeichnet. Man rätselt, wer zu welchen Taten fähig ist, was ihr Antrieb ist und wo die Berührungspunkte der Erzählstränge liegen. Hinzu kommt ein lebendiger Schreibstil mit passenden Vergleichen und Metaphern, der mir an vielen Stellen ein echtes Kopfkino beschert hat.

Während mich dreiviertel des Buches absolut überzeugt haben, hat mich der Thriller zum Ende hin etwas verloren. Ich konnte die Wendungen, bedingt durch die Handlungsweise der Charaktere (die ich im Laufe des Buches eigentlich zu kennen glaubte), an einigen Stellen nicht wirklich nachvollziehen. Dadurch wurde für mich persönlich manches ein bisschen unglaubwürdig, am Ende liefen die Fäden aber zusammen, die Ereignisse wurden aufgeklärt und der Thriller zu einem weitestgehend überzeugendem Ende gebracht.

Insgesamt gibt es von mir eine Leseempfehlung für diesen clever konstruierten und komplex erzählten Thriller!