Rezension

lesenswert

In diesen Sommern
von Janina Hecht

Bewertet mit 4 Sternen

„In diesen Sommern“ ist ein Familienroman, der durch die Augen der Tochter erzählt wird. Ungewöhnlich ist dabei vor allem der Erzählstil. In kurzen Abschnitten werden hier Erinnerungsstücke aneinandergereiht. Wie durch die neutrale Linse eines Fotografen währt jeder Augenblick nicht viel länger als die Zeitspanne in der man ein paar Fotos mit dem Blitzlicht beleuchtet. Alltagsszenen, Szenen einer vierköpfigen Familie, eines Vaters der erst durch Dominanz auffällt, bald aber auch durch seine Alkoholsucht, die die Kinder erschreckt und der die Frau sich ausgesetzt sieht. Das Gesamtbild entsteht durch die vielen kleinen Einblicke. Die Gefühle der Darsteller erschließen sich dem Leser durch ihre Handlungen. Da die Sicht immer von Teresa ausgeht, erfährt man wenig über die Gründe für die Alkoholexzesse und einiges bleibt vage. Es ist die Sicht des Kindes auf die Eltern und die Familie, die kein vollständiges Bild ergeben kann. Dennoch spürt man deutlich die Abgründe, die Sehnsüchte und Ängste der Personen. Das zerbrechen der Familie aber auch den Zusammenhalt der Mutter und der Kinder. Der Vater wird nicht als Monster geschildert. Teresa hat schöne und warme Erinnerungen, die sie ebenso beschreibt wie die dramatischen, traurigen, düsteren.

Ein Buch, welches einen denkenden Leser braucht, einen, der gerne nachspürt und eigene Rückschlüsse zieht, einen der sich einfangen lässt von einem kühlen und reduzierten Schreibstil, der Geschehnisse auf den Punkt bringt und die Anatomie einer Familie sehr kleinteilig und nahbar erzählt. Lesenswert.

Und ja, die Sommergefühle, die Cover und Titel versprechen, kann man durchaus in einigen Szenen spüren.