Rezension

lesenswert

Einmal Koma und zurück - Joachim Gneist

Einmal Koma und zurück
von Joachim Gneist

Bewertet mit 5 Sternen

== Über den Autor: ==

Joachim Gneist, Jahrgang 1938, aufgewachsen in Oberbayern, ist beruflich und privat viel herumgekommen. Als Theologe,Psychiater und Psychodramatiker sind ihm bewusstseinsgestörte und aus der Bahn geworfene Menschen über Jahrzehnte vertraut. Er ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und lebt in Oberbayern. (quwllw: Buchrücken)

== Buchrückentext: ==

Ein ziellos dahinlebender junger Mann kracht mit seinem Fahrrad in einen Bus und fällt für sechs Wochen ins Koma. Auf der Intensivstation einer Universitätsklinik erhält man ihn am Leben. Bewusstlos fantasiert er sich dabei durch Ängste und Glücksgefühle zu seinen Wurzeln in Oberbayern und New Orleans. Das Stationsteam bemüht sich nach Kräften. Freundinnen und Freunde ringen um das Leben von Maurice. Manche verzweifeln auch und ziehen sich von ihm zurück. Und was macht er selbst aus seinem Leben nach der erzwungenen Auszeit? Kaum wieder auf eigenen Beinen, beginnt er zu reisen. Aber was dann kommt, überrascht ihn wie den Leser.

== Leseeindrücke: ==

Zu Beginn der Handlung lesen wir über die letzten 24 Stunden im Leben des Maurice, bevor er nach einem schrecklichen Verkehrsunfall ins Koma fällt. Wir lernen diesen jungen Mann kennen, was er arbeitet, wie er lebt, dass er gerne Rad fährt. Bis eben zu diesem verhängnisvollen Tag, an dem er sich mit Karin treffen möchte. Karin, die versehentlich ein Buch samt Ausweis bei Maurice Arbeit hat liegen lassen, er hat es an sich genommen und war gerade auf dem Weg zum Treffpunkt mit ihr, um ihr eben diese wichtigen Gegenstände zu übergeben. Beide kannten sich zuvor nur flüchtig und es hätte soviel mehr daraus werden können, wenn eben nicht das Schicksal so grausam zugeschlagen hätte. Hätte? Vielleicht schweißt ja gerade dieses Schicksal beide zusammen? ER verunfallt, weil er ihr einen Gefallen tun wollte. SIE fühlt sich magisch von diesem Mann angezogen, hält ihm 6 Wochen lang im Krankenhaus das Händchen. Soll er sich später nach seinem Erwachen auf sie festlegen, nur weil sie für ihn da war, wovon er im Koma ja wenig mitbekommen hat? Maurice reist lieber, als sich festzulegen. Nach seinem Erwachen ist sein Leben nicht mehr wie es war. Merkwürdige Begegnungen, mystische Unterhaltungen und jede Mengen wichtige Menschen bereichern sein Leben.

Die Handlung wird aus vielerlei Blickwinkeln geschrieben. Zuerst in der 3. Person aus Maurice Sicht, eben diese 24 Stunden VOR seinem Unfall. Maurice machte dies und er tat das. Dann passiert der Unfall. Nun lesen wir umselben Kapitel noch aus Karins Sicht. Sie fuhr hierhin, sie fuhr dorthin, sie besucht ihm im Krankenhaus. Dann plötzlich merken wir: Halt mal! Maurice liegt zwar nun im Koma, aber erkannt ja während des Komas denken und fühlen. Und da er nun nicht mehr aktiv vorhanden ist, sondern nur noch passiv, lesen wir nun aus der Sicht der 1. Person, aus Maurice Sicht: Mein Körper spürt dies, mein Körper fühlt das. Diese Sequenzen, die in Kursivschrift verfasst sind, machen allen Betroffenen Hoffnung, dass ein Koma-Patient auch fühlen und denken kann. Nächstes Kapitel, nächste Protagonisten. Gottfried, Gesine, seine Freundin Angelina …alles Freunde und Bekannte, alles Krankenhausbesucher. So lesen sich die ersten Kapitel dieses Buches wie im Fluge. Insgesamt las sich dieses schicksalsträchtige Buch fast von alleine und erleben Maurice Leben vor, während und nach dem Koma hautnah.

Die 39 angenehm kurzen und kurzweiligen Kapitel verteilt auf 301 haben mich bestens unterhalten und sehr gerne vergebe ich 5 von 5 Sternen!

by esposa1969