Rezension

Lesenswert, aber hart

My Book of Life by Angel - Martine Leavitt

My Book of Life by Angel
von Martine Leavitt

Bewertet mit 4.5 Sternen

Sie ist 16, als sie Call kennenlernt.
Sie ist 16, als sie von zu hause fort geht.
Sie ist 16, als sie das erste Mal Drogen nimmt.
Sie ist 16, als sie das erste Mal auf den Babystrich geschickt wird.
Sie ist 16 und sie hasst ihr Leben.

Das ist die Geschichte von Angel.
Das ist auch die Geschichte von Melli.
Melli ist 11.
Und es ist die Geschichte von Serena.
Aber nun ist Serena weg... verschwunden.
Viele Mädchen sind verschwunden.

Angel hat Angst.
Sag Engel, Engel, Engel, wenn du Angst hast.
Das hat Serena ihr gesagt.
Vielleicht ist Serena jetzt auch ein Engel...

Meine Meinung

Ich hatte nicht erwartet, dass es so wird. Zwischendurch, mitten im Lesen hat es mich immer wieder geschüttelt. Und mir sind die Tränen gelaufen. Trotzdem konnte ich nicht aufhören zu lesen.
Seite um Seite hat Angel ihre Gedanken festgehalten, in Versform. Alles hat sie aufgeschrieben: Gedanken, Gespräche und Erlebnisse. Dabei wird nichts zurückgehalten oder schön geredet. Es ist klar, dass hier niemand auf Rosen gebettet wird, aber es so zu lesen ist hart. Ich konnte diese Hoffnungslosigkeit förmlich spüren. Jeder Versuch, dem Schrecken zu entfliehen, endet in neuen Grausamkeiten. Und auch wenn Angel weiß, dass Drogen das Ganze vielleicht erträglicher machen könnten, will sie sie nicht mehr nehmen. So hofft sie eher darauf, eine Chance wahrzunehmen, zu fliehen. Doch sie ist nicht nur von Drogen abhängig, es ist diese besondere Form von Abhängigkeit gegenüber ihrem Peiniger, der ihr immer wieder vorgaukelt, dass sie eine wunderbare gemeinsame Zukunft haben werden, wenn sie jetzt ein wenig "netter" ist. Wenn ich so etwas lese, dreht sich mir fast der Magen um, weil es so unerträglich ist, und weil es so wahr ist. Nicht unbedingt hier, in dieser Geschichte, aber draußen im wahren Leben.
Obwohl es immer wieder "nur" kurze Sätze sind, Gedanken, Monologe, treffen sie mich hart, berühren mich
Und so grausam es ist, es gibt dazu einen realistischen Hintergrund, wie die Autorin berichtet. So findet man am Ende des Buches eine Liste mit Namen verschwundener Frauen.

Unterm Strich

Auch wenn ich das Buch zügig gelesen habe, der Eindruck, der entstanden ist, wird noch lange vorhalten. Ja, ich finde es lesenswert.