Rezension

Lesenswert trotz einiger Schwächen

Verschwundene Seelen - Annika Meyer

Verschwundene Seelen - Die Vergessenen der Wirklichkeit
von Annika Meyer

Bewertet mit 3 Sternen

~~Klappentext:

Alina und weitere sechs Jugendliche gehören zum engeren Kreis der Auserwählten. Sie sollen das Buch des Lebens, das »Zauberbuch«, vor der Vernichtung durch die Schattenmenschen retten. Dazu sind die Aus- erwählten mit übernatürlichen Fähigkeiten ausgestattet. Im Kampf um das Gute haben sie es jedoch mit einem übermächtigen und verschlagenen Feind zu tun, der mit aller Brutalität vorgeht. Werden die sieben diese Schlacht letztendlich für sich entscheiden und die Schattenmenschen zurückdrängen können? Der Preis ist hoch, den die Auserwählten für ihre Berufung zu zahlen haben: Solange sie sich in ihrer Parallelwelt bewegen, verlieren Freunde, Verwandte und Kameraden in der »normalen« Welt jegliche Erinnerung an sie. Die Auserwählten sind dann die »verschwundenen Seelen«.

 

Erster Satz:

"Okay, also nachher bei dir?", sagte Alina ins Telefon.

 

Meine Meinung:

Die 16-jährige Alina, sowie sechs weitere Jugendliche, wurden dazu auserwählt, gegen einen mächtigen Feind zu kämpfen, der mit Brutalität und Grausamkeit zurück schlägt. Um gegen ihn erfolgreich vorzugehen, wurden sie mit bemerkenswerten, übernatürlichen Fähigkeiten ausgestattet, aber reichen diese denn auch aus? Ein Kampf auf Leben und Tod beginnt...

 

Der Klappentext sagt, meiner Meinung nach, ziemlich viel über den Inhalt aus und vor allem verrät er eine Wendung im Buch, die erst zum Schluss stattfindet und nun keine Überraschung mehr darstellt. Deshalb möchte ich auch nichts weiter zu der Inhaltsangabe hinzufügen, um nicht noch mehr zu spoilern!

 

Die Geschichte fand ich an sich unglaublich interessant, spannend und vielfältig. Die noch sehr junge Autorin, hat in ihrem zarten Alter von 16 Jahren einen tollen Debütroman erschaffen, der nur so von frischen Ideen strotz. Obwohl das Buch viel Potenzial besitzt, konnte es mich jedoch nicht so ganz überzeugen.

 

Fangen wir zuerst mit der Handlung an, die sich rasant entwickelt und konstant spannend bleibt. Einerseits kann man deshalb das Buch gar nicht aus der Hand legen, da man einfach immer wissen möchte, wie es nun weiter geht, auf der anderen Seite bleiben andere, auch sehr wichtige Dinge auf der Strecke.

Dadurch, dass der Fokus an den vielen Ideen und deren Umsetzung liegt, wurden die Charaktere lieblos beschrieben, sodass sie mir oft sehr blass vorkamen. Vor allem fand ich es schade, dass die Autorin nur sehr wenig auf die Gefühle und die vielen Emotionen der Jugendlichen einging, denn die Tatsache, dass man plötzlich aus seiner vertrauten Umgebung von magischen Wesen herausgerissen wird und zum Kämpfen gegen einen bis dahin unbekannten Feind ausgebildet  und womöglich in der Schlacht umkommen wird, kann man doch nicht einfach so hinnehmen. In "Verschwundene Seelen" stellen die Jugendlichen aber kaum Fragen und finden sich mit ihrem Schicksal fast sofort ab, was auf mich nur sehr unrealistisch wirkt.

Auch hatte ich oft das Gefühl, dass die Geschichte nicht immer logisch ist und es bleiben noch einige offene Fragen, die hoffentlich im zweiten Band beantwortet werden.

Das Gute an der Geschichte war jedoch, dass die Autorin zumindest die Orte, die Kämpfe oder auch Kleidung sehr gut beschrieben hat. Ich hätte mir jedoch wirklich gewünscht, dass Annika Meyer sich auch mal die Charaktere und ihre Stimmung vorknöpft, als mit den nebensächlichen Dingen dermaßen stark ins Detail zu gehen. An sich ist das natürlich nicht verkehrt - detaillierte Beschreibungen sind nämlich wichtig, um sich die Handlung gut vorstellen zu können, aber dann möchte ich auch ein Buch lesen, in dem die wichtigen Tatsachen, ebenso gut dargestellt werden.

 

Die Handlung hat an sich aber auch dennoch viel zu bieten, vor allem unerbittliche und brutale Kämpfe, die ich teilweise wirklich sehr schlimm und grausam fand. Der normale Alltag der Jugendlichen, eine zarte Liebesgeschichte oder auch Streitereien untereinander waren dennoch sehr präsent, auch wenn es ihnen oft an Tiefgang und Emotionen fehlte. Dafür glänzt der Roman zumindest mit außergewöhnlichen und interessanten Ideen und magischen Elementen, die mir sehr gut gefielen!

 

Der Schreibstil ist, vielleicht eben dadurch, dass die Geschichte aus der Erzählperspektive dargestellt wird, sehr direkt, einfach aber vor allem auch jugendlich, und das passt natürlich hervorragend zum Roman (auch wenn ich aufgrund der Brutalität das Buch eher älteren Jugendlichen empfehlen würde). Man merkt jedoch, dass der Schreibstil noch nicht ganz ausgereift ist und noch geübt werden möchte. Die vielen, sich wiederholenden Worte und Begriffe, die in einigen Sätzen hintereinander auftauchen, stören deshalb oft den Lesefluss und erwecken das Gefühl, dass das Buch unbedingt noch einmal überarbeitet werden sollte.

 

Das Ende lässt den Leser mit einigen offenen Fragen zurück und ich hoffe, dass demnächst der 2. Band erscheint, der der Geschichte ein bisschen Klarheit und Licht verschafft!

 

 

Zitat:

Verzweifelt schaute Alina zur Wiese hinüber. Die anderen hatten sie immer noch nicht entdeckt. Die Hitzeentwicklung war unerträglich, und sie roch verbranntes Fleisch. Sie musste wieder husten. Der Husten hörte überhaupt nicht mehr auf, und Alina bekam keine Luft mehr. Sie ging in die Knie. Alina versuchte noch einmal Luft zu holen, doch ihre Lunge war wie zugeschnürt. Bevor sie in Ohnmacht fiel, sah sie hoch oben am Himmel noch die Sterne funkeln.

 

Cover:

Das Cover gefällt mir ganz gut, es wirkt ziemlich düster und gibt somit die Stimmung im Buch perfekt wieder. Auch finde ich es schön, dass die Seiten am Rand passend zu der Aufmachung grün gefärbt wurden und die Qualität des Hardcovers spricht auf jeden Fall für sich.

 

Fazit:

Obwohl der Debütroman der jungen Autorin Annika Meyer sehr spannend ist und voller phantastischer Ideen steckt, hat er mich dennoch ein bisschen enttäuscht. Es gibt einige Logikfehler in der Geschichte, dem Schreibstil ist es anzumerken, dass er von einer Debütantin stammt, die Charaktere und vor allem die Stimmung sowie die vielen Emotionen, wurden sehr lieblos abgehackt. Viele unwichtige Dinge wurden extrem detailliert beschrieben, andere, die eig. im Fokus stehen sollten, wurden dagegen sehr blass dargestellt.

"Verschwundene Seelen" ist aber dennoch ein lesenswertes Buch, das mich trotz der vielen kleinen Schwächen gut unterhalten konnte und deshalb vergebe ich 3 von 5 möglichen Sternen!

Weitere Rezensionen findet ihr auf meinem Blog: Ilys Bücherblog