Rezension

Lesenswerte Kurzdarstellung der Geschichte der Vandalen

Das Königreich der Vandalen - Konrad Vössing

Das Königreich der Vandalen
von Konrad Vössing

Bewertet mit 5 Sternen

Auf gut 150 Seiten darstellendem Text (zuzüglich einem umfangreichen Quellen- und Literaturanhang) beschreibt der Bonner Althistoriker Konrad Vössing die Geschichte dieses kleinen germanischen Wandervolkes, das es schaffte, sich die nordafrikanischen Provinzen des römischen Reiches zu unterwerfen und damit maßgeblich zum Untergang des weströmischen Reiches beizutragen. Das Problem des Historikers bei diesem Unterfangen ist es, dass es keine Quellen gibt, die sich genuin diesem Volk widmen, es findet immer nur im Kontext spätantiker Entwicklungen Erwähnung. Damit bleibt vieles im Unklaren und Spekulativen, lediglich über das nach der Einwanderung nach Afrika gegründete vandalische Königreich mit der Hauptstadt Karthago, das nicht ganz 100 Jahre überdauerte, weiß man einigermaßen Bescheid. Eigentlich erstaunlich, dass sich das Eroberervolk mit knapp 80000 Menschen, von denen ca. 20000 Krieger waren, in einer Gesellschaft mit einem eindeutigen Übergewicht romanischer Bevölkerung und angesichts des nicht immer einfachen Verhältnisses zu den aus dem Süden drängenden Mauren zu behaupten wusste. Das, was den Grundstein für diesen Erfolg gelegt hatte, die strikte Trennung der vandalischen von der römischen Lebenswelt in vielfältigen Bereichen, sei es die Religion (die Vandalen waren im Gegensatz zu den katholischen Romanen Arianer), sei es die Beschränkung auf ein vandalisches Kerngebiet rund um die Hauptstadt, während die daran grenzenden Provinzen nur dem Namen nach vandalisch waren, aber im Punkt Besitzverhältnisse römisch blieben, war letztlich auch der erste Schritt zum Untergang des Reiches. Es gelang den Vandalen eben nie, so etwas wie ein geeintes und vor allem loyales Staatsvolk zu schaffen, im Gegenteil, das Misstrauen gegen die Römer zeigte sich unter anderem auch darin, das die Mauern der Städte zerstört wurden, um möglichen Revolten vorzubeugen. Dies rächte sich dann doppelt, denn als der byzantinische Feldherr mit dem Aufrag zur Rückeroberung der afrikanischen Provinzen erschien, gab es keine festen Punkte, von denen aus sich ein vandlischer Widerstand hätte formieren können, zum anderen wurden die byzantinischen Truppen von der Mehrheit der römischen Bevölkerung als Befreier begrüßt. Dies ging soweit, dass sich der letzte vandalische König Gelimer nach der Niederlage in einer offenen Feldschlacht nicht mehr traute, in seine Hauptstadt Karthago zurückzukehren um sich dort zu verschanzen.

Die Darstellung endet mit einer Betrachtung zum Begriff Vandalismus, der zu Unrecht mit diesem Volk in Verbindung gebracht wird, denn er ist ein neuzeitlicher Begriff, der erst im Kontext der französichen Revolution seine negativeKonnotation bekam. Gerade die Eroberung Roms durch die Vandalen im Jahr 455, sicherlich ein Schock für die ehemalige Weltmacht, war alles andere als sinnlose Zerstörung. Bevor die vandalischen Krieger die Stadt betraten, wurde ausgehandelt, dass die Römer keinen Widerstand leisten würden und die Vandalen mitnehmen könnten, was sie wollen, dafür aber auf Zerstörungen und Gewalttaten verzichten sollten, was auch eingehalten wurde. Die Vandalen kehrten reich beladen zurück in ihr Reich, doch Rom blieb vom Schlimmsten verschont.