Rezension

Lesenswertes Drama

Dunkelmädchen - Leonie Haubrich

Dunkelmädchen
von Leonie Haubrich

Kann einer Mutter das eigene Kind so fremd sein, dass sie glaubt, es könnte vertauscht worden sein? Diese Vermutung stellt Elena auf, als Julia fast zwei Jahre alt ist. Natürlich klingt das unglaublich, und trotzdem steigert Elena sich immer mehr hinein, sucht Beweise. Aber alle Indizien und Argumente lässt ihr Mann nicht gelten. Und mal ehrlich, welche Mutter käme ernsthaft auf die Idee, dass ihr Kind vertauscht wurde? Nicht bei der Geburt, sondern im Alter von einem halben Jahr? Klingt eher nach einem Fall für den Psychiater. Ich fand es sehr spannend, zu lesen, wie Elena immer wieder anfängt von dem Thema, weil es ihr keine Ruhe lässt. Genauso konnte ich aber ihren Mann verstehen, dass er einfach nur genervt war und weiterhin das schöne Familienleben haben wollte. 

Die Autorin ließ mich erst ganz langsam ahnen, wo die Geschichte hinläuft ... um mich dann doch noch zu überraschen. Vielen Dank für dieses tiefgründige Drama, das mit wenigen Figuren auskommt, die dafür alle sehr lebensecht wirken. Elena als übervorsichtige, besorgte Mutter, Johannes, der Harmonie möchte, Noah und Florence mit ihrer Gelassenheit und dazwischen Julia, das Kind, um das sich alles dreht. Später dann noch Louanne, die Elenas Freundin wird. An der Stelle wurde mir erst klar, wie einsam Elena vorher gewesen sein musste, dass sie keine beste Freundin hatte, der sie sich anvertrauen konnte. 

Der Thriller kommt ohne rohe Gewalt aus. Gerade das macht es so realistisch – das Gruselige passiert im Kopf und man fragt sich immer wieder, ob es echt ist oder nicht. Ein paar Stolpersteinchen gab es für mich im Text, die ich hier allerdings nicht aufzählen möchte. Trotzdem hat mich das Buch gepackt und bis zur letzten Seite nicht mehr losgelassen. Vielen Dank dafür.

Fazit: Lesenswerter Thriller, der Mitgefühl auslöst. 4****