Rezension

Licht unter dem Scheffel gelassen

Under the Lights - Abbi Glines

Under the Lights
von Abbi Glines

Bewertet mit 3.5 Sternen

Hatte mich "Until Friday Night", der Auftakt zu Abbi Glines' neuster Jugendbuchreihe, restlos begeistert, enttäuschte mich der zweite Band "Under the Lights" zwar nicht, im Vergleich mit der Vorgängergeschichte blieb dieser Teil aber dennoch reichlich blass: Hier gibt es zwar drei Erzählstimmen, die von der mit einer schwierigen Vergangenheitsgeschichte in die Stadt zurückgekehrten Willa, die von ihrer Oma aufgenommen wurde, bei der sie auch schon die ersten Lebensjahre verbracht hatte und welche in einem Häuschen auf dem Grundstück der Lawtons arbeitet, für welche sie bereits jahrelang als Hauswirtschafterin tätig ist. Den schwerreichen Lawtons gehört quasi die ganze Stadt, und der Sohn Gunner, ein gleichaltriger Spielkamerad von Willa aus Kindertagen, ist es gewöhnt, von den Eltern abgelehnt bis völlig ignoriert zu werden, was er sich nicht erklären kann, denn sein älterer Bruder wird vergleichsweise überschüttet mit Zuneigung und Beachtung, ohne dass er sich darum bemühen müsste, während Gunner immer um diese innerfamiliäre Herzlichkeit gebuhlt hat - auch wenn er zwischenzeitlich resigniert hat und den rebellischen Casanova gibt, der es eben kaum erwarten kann, endlich den Schulabschluss in der Tasche zu haben und fortgehen zu können.
Zudem wäre da noch Brady, Maggies bekannter Cousin aus dem ersten Band, bei dem alles mittelständisch rund läuft, der Gunners bester Freund ist und dessen Familie Gunner zeigt, wie Familien im Optimalfalle funktionieren sollten.

Letztlich ist Willa in Gunner verliebt, erkennt aber, dass er ebenso wie sie mit Dämonen zu kämpfen hat und sie will und soll sich zunächst nicht auf allzu enge Kontakte, Bindungen und Freundschaften einlassen. Und dass Brady ein "zuverlässigerer" Partner wäre. Gunner ist verliebt in Willa, hat sich aber selbst bereits davon zu überzeugen versucht, dass er niemals in der Lage sein würde, eine ernste Beziehung zu führen. Im Gegensatz zu Brady. Der ist auch in Willa verliebt und weiss, dass er absolut beziehungstauglich wäre.

Hier klingt also eine Dreiecksgeschichte durch und ganz ehrlich: Ich habe manchmal überlegt, ob Abbi Glines diese Jugendgeschichte echt so enden lassen würde, dass da eben weiter eine ernsthafte Dreiecksbeziehung geführt werden würde. Klang unwahrscheinlich, aber ich hätte mich ungefähr während der ersten vier Fünftel nicht festlegen wollen, wer da letztlich das Rennen macht.

Beide Hintergrundgeschichten beinaltreten sehr viel Drama; bei Willa fand ich die Konsequenzen sehr übertrieben und bei Gunner war die Auflösung letztlich so, dass man dachte, dass mehr Drama selbst in der übelsten Schmalzseifenoper auch nicht stattfinden würde können. Dessen familiären background fand ich da zum Schluss eher lächerlich als tragisch. Da war ich froh, wenn Brady mal wieder auf den Plan trat, der aber so viel ja auch nicht zu erzählen hatte; er mit seiner heilen Familienwelt; manchmal wirkte das aber auch sehr unbeholfen, weil er in seiner ganzen Normalität kaum in die Geschichte zu passen schien. Andererseits wurde so natürlich immer wieder der Verdacht geschürt, dass es, wie gesagt, zumindest auf eine Dreierpaarkonstellation hinauslaufen würde, wenn nicht gar er Willa letztlich für sich eroberte: Warum hätte man ihn sonst ständig wieder in den Vordergrund zerren sollen?

Ich halte diese Glines-Reihe nach wie vor für lesenswert und auf den dritten Teil bin ich wirklich heiss, weil hier nun schon Dinge bzgl. der nächsten Geschichte angedeutet, aber nicht aufgeklärt, wurden und mir diese kleinen Hinweise Band Nummer 3 schon komplexer wirken lassen liessen. "Under the Lights" war vom Spannungsfaktor nun sicherlich gegenüber "Until Friday Night" deutlich erhöht, weil hier die Geschichten von Willa und Gunner recht spät und eben Stück für Stück enttarnt wurden, dazu die Unsicherheit bezüglich der "Happy-End-Finalisten"; da war der Auftakt um Maggie und west klar vorhersehbarer und gradliniger.
Aber die Dramen, quasi an jeder Hausecke, waren mir einfach ein wenig zuviel. (Zudem: sorry, ich glaube einfach nicht, dass die am Ende entstandene Beziehung länger als drei Jahre halten könnte.)