Rezension

„Lieb sein“ ist was für Weichlinge

Bad Girls - E. Lockhart

Bad Girls
von E. Lockhart

Bewertet mit 3 Sternen

Wenn Dein Geld und Deine Ausstrahlung Dich anziehend macht, dann hüte Dich vor falschen Freunden. Sie könnten Dich vernichten....

„Lieb“ heißt soviel wie sei still, brav und wehr dich nicht! Jule Williams will nicht lieb sein! Sie will ihr Leben bestimmen und rebelliert auf. Sie täuscht, lügt und betrügt sich durchs Leben, um nicht das sein zu müssen, was sie ist. Sie will einfach nur anders – jemand anderes sein, und versteckt sich hinter einer Fassade. Wie ein Chamäleon ändert sie ihr Aussehen, lernt sämtliche Akzente und reist mit fremden Kreditkarten und Ausweisen durchs Leben. Sprich: Mehrere Identitäten schafft sie spielend anzunehmen.

Ein Zufall kommt ihr zu Hilfe, um in das Leben der Reichen und Schönen einzudringen. So schafft sie es, sich als Freundin an die Seite der Millionenerbin und ehemaligen Schulkameradin Imogen Sokoloff zu fuschen. Um ihre Gunst zu erwerben passt sie sich an und wandelt sich zu einer Kopie ihrer Freundin und will mit aller Macht ihre einzige Freundin sein. Sie möchte sie mit niemanden teilen; ihre obsessive Beziehung macht sie zu einer vor Gewalt nicht zurückschreckenden Person. Und letztendlich will oder muss Jule mehr sein als nur „wie Imogen“.

Der Jugendthriller hat mir ganz gut gefallen. Er ist spannend und hat seine grausamen, kaltblütigen Momente. Ebenso spielen Liebeleien eine Rolle. Der Schreibstil mit den kurzen Sätzen ist gut zu lesen. Oftmals fehlt den Sätzen aber der Schwung. Der Roman zeigt, wie schnell ein Leben aufgrund einer kleinen Begebenheit aus dem Ruder laufen kann und eine Negativ-Spirale in die Wege setzen kann.

Bad Girls – also böse Mädchen! Immer wieder und auch am Schluss habe ich reflektiert, wie viele böse Mädchen im Roman ein Rolle spielen.....Und was macht das Böse, das Schlechte aus!?

Der Aufbau des Romans mit der Rückwärts-Erzählung ist interessant, aber auch recht anstrengend und herausfordernd, da man höllisch aufpassen muss. Zeitsprünge innerhalb einzelner Kapitelabschnitt sind teilweise verwirrend. Beim Reflektieren über das Gelesene muss man sich klar machen, dass man bestimmte Dinge „eigentlich“ ja noch gar nicht wissen kann, obwohl man sie schon weiß, da das zuletzt Geschehene als erstes genannt wird.

Dieses Buch verlangt eine gewisse Konzentration beim Lesen.

Ich finde es eine gute Idee, dass die Geschichte einen Rahmen erhält, indem letztendlich das Ende der Geschichte das erste (18) und das letzte (19) Kapitel bilden.Der Countdown ist wirklich mal was Unübliches!

Ich empfehle das Buch weiter, weil die Art und Weise, wie diese eigenartige und verstrickte Beziehung der Protagonisten dargestellt wird, etwas Neues und Anderes ist. Wer keinen heftigen Thrill, aber etwas Abgefahrenes sucht ist hier richtig. Die Charaktere sind zwar sehr eigenwillig, so dass ich Schwierigkeiten hatte, mit ihnen warm zu werden. Aber vielleicht sollen sie ja auch abgehoben daherkommen, da auch die Szenerie für mich nicht unbedingt die Alltagswelt schlechtweg ist. Das Buch ist jetzt nicht der Überknaller, aber ein guter Trüber-Nachmittags-Schmöker.

Der Ravensburger Verlag, in dem dieses Jugendbuch erschienen ist, gibt als Altersempfehlung 14-17 Jahre an. Dem kann ich voll und ganz zustimmen.

Mit 320 Seiten finde ich, dass der Roman einen angenehmen Umfang hat.