Rezension

Liebe aus eins neunzig großer Sicht ...

Liebe ist so scheißkompliziert - Sabine Schoder

Liebe ist so scheißkompliziert
von Sabine Schoder

Bewertet mit 5 Sternen

Nele ist einfach zu groß für ihre Umwelt, mit ihren eins neunzig schaut sie immer über alle Köpfe, und obwohl sie keiner übersieht, ist sie trotzdem eine Außenseiterin. Diesen Zustand versucht sie mit Humor zu nehmen und hängt an ihren Nachbarn und besten Freund Tom. Doch dann knallt sie mit ihrer Nase gegen eine aufschwingende Tür und so richtig in Fahrt, will Nele ihren Gegenüber anmotzen, als sie auf einmal den Kopf heben, statt Senken muss. Diese Begegnung mit Jerome, den Basketballstar der Schule soll nicht die Einzige bleiben. Auf einer Party stürzen beide zusammen ab, und obwohl Nele an ihren Erinnerungen zweifelt, weiß sie, dass das Video, was am nächsten Tag online ist und sie definitiv mit zu wenig Kleidung zeigt, nur von einem gemacht worden sein kann. Hat Jerome mit ihren Gefühlen gespielt? Ist das Video wirklich von ihm? Und warum kann Nele es einfach nicht glauben und hat trotzdem Schmetterlinge im Bauch?

Ein neuer Roman von Sabine Schoder, mit zwei ganz neuen Protagonisten und einen wichtigem Hintergrundthema, nämlich Mobbing. Für mich war ihr Debüt „Liebe ist was für Idioten. Wie mich.“ ein absolut überraschendes Highlight. Gar nicht auf dem Schirm gehabt und dann hat die Geschichte total bei mir eingeschlagen. Humorvoll und mit starken Figuren, somit bedeutet ein neuer Roman von der Autorin, auch eine tolle und große Liebesgeschichte. Ob ich mich hier irren sollte, erzähle ich euch jetzt.

Nele hält sich selbst für eine Riesin und statt das passende Selbstbewusstsein zu haben, versucht sie sich klein zu machen und am besten unsichtbar zu sein. Das gelingt ihr natürlich so gar nicht. Der Einzige, der immer zu ihr hält, ist ihr Freund und Nachbar Tom. Obwohl er ziemlich wortgewandt ist und Nele nicht hängen lässt, hat er eine schlimme Eigenschaft, er kifft nämlich leidenschaftlich gern. Das das nicht das beste Hobby in der Schule ist, muss auch ständig Nele in Erfahrung bringen. So lebt sie das typische ereignislose Teenagerleben und träumt doch von den einen Jungen, der sie endlich küsst. Sogar ihre kleine Schwester scheint aus dem Rosa rausgewachsen zu sein und einen heimlichen Schwarm zu haben. Wo bitte sind die großen Männer! So kommt es, dass Nele eines Tages mehr oder minder einen Zusammenstoß mit Tür und Jerome hat, dem Basketballstar der Schule. Und als ob das Schicksal dieses Ereignis vorbestimmt hat, treffen diese beiden immer wieder aufeinander, nicht immer glücklich, aber mit explosionsartigem Hormonausstoß. Was eigentlich vielversprechend beginnt, macht dieses Video kaputt.

Aber an dieser Schule gibt es nicht nur Riesinnen, Kiffer, Klatschblogger und unschuldige Groupies, nein, diese Schule hat auch einige komische Vorkommnisse, die gezielt einige Schüler betreffen. So hat Nele nicht nur mit ihren Gefühlen zu kämpfen, sondern hat auch ein Ohr für die Gerüchteküche, besonders die, die sich um Jerome drehen. Denn obwohl er der Star ist, steht er oft allein im Abseits und wirkt unnahbar.

Der Anfang fiel mir diesmal etwas schwerer, da ich es zuerst etwas langatmig fand und mich in dem Humor etwas eingrooven musste. Außerdem fand ich das ständige Kiffen, sehr im Mittelpunkt und ich dachte schon, wann kommt der richtige Typ und wann die brenzlige Szene. Da man schon einiges vom Klappentext halt weiß, war ich etwas ungeduldig. Aber dann nimmt die Geschichte total an Fahrt auf und lässt einen nicht mehr los. Ich habe die Seiten förmlich in mich hineingesaugt und erst aufgehört, als die Danksagung endete. Diese Autorin hat es einfach drauf, einen mit zu reißen, wieder ins Teenageralter zu transformieren und genau die Probleme von damals aufschimmern zu lassen. Dabei ist sie immer so nah dran und das machen ihre Geschichten so besonders, sie fühlen sich real an und das mit starken Figuren, die einem sofort ans Herz wachsen.

Und was hat sie sich diesmal für tolle Protagonisten entschieden. Nele sympathisch und herzallerliebst. Die ihr eigenes Potenzial gar nicht wahrnimmt und viel Zuwenig zu sich steht und dann dieser Jerome. Also wenn der mal den Mund aufmacht und in Flirtlaune ist, kommen da ganz tolle Sprüche raus und mein Gott, was hatte ich selber für Schmetterlinge im Bauch, wenn es zwischenmenschliche Szenen gab. Wo zum Teufel waren bei mir in der Schule diese Basketballer! Ich glaube, ich habe den Sport total unterschätzt. Aber nicht nur, dass sie wieder eine ganz zauberhafte Liebesgeschichte geschrieben hat, sie hat auch die perfekte Balance zum Tiefgang gefunden. Denn Mobbing ist so schrecklich und je nach Persönlichkeit, kann es nicht auszuhalten sein. Dieses schlimme Thema hat Sabine Schoder perfekt mit eingebettet und toll rübergebracht. Ich finde zwar, dass der Hintergrund zu Jerome etwas zu dick aufgetragen war, denn es gibt ja keinen Helden mehr ohne schlimme Schicksalsschläge, war es schlussendlich aber passend und nicht wirklich störend, das macht der Gute ja mit seinem Einsatz wieder weg.

Liebe ist so scheisskompliziert. Jawohl, aber auch wunderbar, herzerfrischend und absolut hinreißend schön. Sabine Schoder + Schreiben = Liebe! Große Liebe. Mehr mehr mehr ...