Rezension

Liebe inmitten von Schmerz, Zuneigung und einer Menge anderer Gefühle!

Das Geheimnis von Ella und Micha - Jessica Sorensen

Das Geheimnis von Ella und Micha
von Jessica Sorensen

Nach einem tragischen Unfall ihrer Mutter will Ella nur noch eins: weg! Weg von allem und jedem, der sie an diese schreckliche Nacht erinnert. Von Schuldgefühlen geplagt, verschwindet Ella nach Vegas, beginnt dort mit dem College und will einfach alles vergessen. Vor allem auch ihren früheren Freund Micha. Der macht sich seinerseits unendliche Sorgen und sucht verzweifelt nach seiner verschwundenen Freundin. Als die beiden wieder aufeinander treffen holt die Vergangenheit Ella mit großen Schritten und viel Gefühl wieder ein...

Eigentlich bin ich ja gar kein so großer Young Adult-Fan. Und eigentlich wollte ich das Buch auch gar nicht kaufen. Jaja, so ist das mit dem Wörtchen eigentlich... Als es mich auf dem Wühltisch bei den Mängelexemplaren angelacht hat, konnte ich dann doch nicht widerstehen und hab es mitgenommen. Und: Ich habe es nicht bereut!

An sich ist die Geschichte „Beste Freunde verlieben sich ineinander“ ja nicht so neu, aber Jessica Sorensen hat es geschafft ein so ausgelutschtes Thema neu zu interpretieren. Zum einen sind da zwei wirklich tolle Charaktere: Ella und Micha. Ella war mir von Anfang an sehr sympathisch. Ich fand diese zwei verschiedenen Seiten an ihr sehr spannend. Einerseits die selbstbewusste Draufgängerbraut mit flapsigen Sprüchen, die sie früher einmal war, und dann das jetzige gelockte und kleidchentragende Girlie. Die Mischung zwischen diesen beiden völlig verschiedenen Charakterzügen hat sie zu so einer interessanten Person gemacht. Und ich habe so mit ihr mit gelitten! Die Schuldgefühle die sie mit sich herum getragen hat, konnte ich vollends nachvollziehen; ich schätze ich hätte in einer solchen Situation ähnliche Gedanken gehabt. Ich fand sie einfach durchweg einen gelungenen Charakter, konnte mich mit ihr identifizieren und ihre Handlungen größtenteils auch nachvollziehen. Was will man mehr? Mit Micha hat ich anfängliche Probleme. Er war mir zu unnahbar; ich habe einfach keinen richtigen Draht zu ihm gefunden. Vor allem habe ich seine Besessenheit Ella gegenüber zuerst nicht richtig verstehen können. Ich konnte Ella nur Recht geben, als sie zu ihm sagte, dass er nur weil sie weg sei, nicht aufhören könne, sein Leben weiterzuleben. Ich empfand diese Aussage als absolut richtig, denn genau das war Michas Problem, und mein Knackpunkt. Er war so fixiert auf Ella, dass er sein eigenes Leben völlig aus den Augen verlor, und gar nicht merkte wie sehr er auf die schiefe Bahn gelang. Diese Fixierung besserte sich aber zum Ende hin. Nach und nach habe ich ihn und seine Situation besser kennengelernt und ihn Stück für Stück mehr ins Herz geschlossen. Somit war auch er ein gelungener Charakter mit Ecken und Kanten, genauso wie ich es mag! Lila und Ethan, habe ich abgöttisch geliebt! Vor allem Ethan! Ich kann es nicht wirklich erklären, warum ausgerechnet ihn, aber er war mir von seiner Art her einfach sofort sympathisch. Über Lila musste ich häufig mal schmunzeln. Sie wirkte in Ellas Heimatstadt einfach so herrlich fehl am Platz, und doch war sie ein wichtiger und grundlegender Teil in ihrem Leben und in dieser Geschichte. Sehr schade fand ich, dass die beiden letztendlich nur Randfiguren blieben und ihre „Beziehung“, die langsam entflammte, leider in den Hintergrund gerückt wurde. Was das angeht hoffe ich auf den nächsten Teil!

Das Ende fand ich leider nur bedingt gut: Vorhersehbar (Eigentlich logisch bei einer solchen Geschichte; da ist wieder das Wort: Eigentlich :D), leicht über dramatisch und enorm naiv. Was genau naiv und über dramatisch war werde ich an dieser Stelle natürlich nicht verraten! Lasst euch überraschen... oder vielmehr nicht überraschen! ;)

Sehr positiv waren die erotischen Teile. Zwar war ein unübersehbares Prickeln zwischen Ella und Micha, aber keine übereilten und niveaulosen Sex-Szenen, sondern eher leichte Annäherungsversuche seitens beiden. Und trotz der vielen wirklich ernsten Themen die angesprochen werden (das Buch ist keine ganz so leichte Kost!), wirkt die Geschichte trotzdem nicht überladen!

Fazit: Tolle Charaktere und spannende Story! Eine gelungenes Buch, trotz lauem und kitschigem Ende. Empfehlenswert!