Rezension

Liebe zwischen Inspiration und Besessenheit

Bis unsre Seelen Sterne sind. Rilke und Lou Andreas-Salomé -

Bis unsre Seelen Sterne sind. Rilke und Lou Andreas-Salomé
von Maxine Wildner

Bewertet mit 3 Sternen

Aufbau, Auswahl der Fakten und Schreibstil sind eher enttäuschend

Die Begegnung des jungen Dichters Rainer Maria Rilkes mit der deutlich älteren, schon etablierten Autorin Lou Andreas-Salomé am 13. Mai 1889 ist für beide schicksalhaft. Es kommt zu einer Liebesbeziehung, kompliziert und inspirierend, die durch das Ringen um Nähe und Distanz, um Freiheit und Besessenheit charakterisiert ist und als enge Freundschaft bis zu Rilkes Tod Bestand hat.

Maxine Wildner versucht in ihrem biografischen Roman, auch unter Verwendung von Briefen und Textausschnitten, das Leben der beiden so unterschiedlichen Menschen und ihre gegenseitige Bedeutung zu beleuchten. Das gelingt in Maßen.

Der Werdegang Rilkes steht zwar im Vordergrund, über die Entstehung seiner Werke erfährt man einiges, seine Exzentrizität, seine Sensibilität, seine Unsicherheit, seine narzisstischen Züge werden an vielen Beispielen dargelegt. Doch bleibt es schwierig, den so dargestellten Menschen in Einklang zu bringen mit dem Werk des genialen Lyrikers. 

Als schwierig erweist sich auch die anscheinend willkürliche zeitliche Einordnung der einzelnen Episoden. Es kann durchaus seine Berechtigung haben, eine Chronologie zu durchbrechen, aber hier ist eine solche nicht auszumachen. Es bleibt eine Verwirrung und ein Sich-Zurecht-Suchen, um die Ereignisse richtig einzugliedern.

Zudem befasst sich ein Großteil des Buches mit Lous Beziehungen zu anderen Männern. Das ist nicht prinzipiell uninteressant, für jene, die sich auf Lou und Rilke konzentrieren möchten, aber schon.

Wie es um den Wahrheitsgehalt geschilderter Fakten steht, ist schwer zu beurteilen. Die Fehldatierung von Rodins Skulptur „Die innere Stimme“ macht zumindest skeptisch.

Auch auf Grund sprachlicher Ausdrucksschwächen erwächst der Eindruck, dass hier arbeitstechnisch eher sparsam ein Buch zusammengetragen wurde, welches mehr verspricht als es einzulösen vermag, insgesamt unrund wirkt und sicherlich so manchen Rilkefan eher enttäuscht als bereichert zurücklässt.