Rezension

Lieben und Sterben schonungslos erzählt

Nina & Tom - Tom Kummer

Nina & Tom
von Tom Kummer

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der Ich-Erzähler beschreibt seinen Alltag mit seiner todkranken Frau Nina, während er einen Bogen schlägt zum Beginn ihrer Beziehung, ihrer Liebe, ihrer sexuellen Ausschweifungen, der Drogen und beruflichen Erfolge. 

Nina ist die Muse des Künstlers, gleichzeitig eine unangepasste, wilde, lebenshungrige, doch auch psychisch schwierige und drogenabhängige Persönlichkeit. Ihren Todeskampf fand ich sehr krass und schonungslos erzählt, was mir aber an dem Buch noch am Besten gefallen hat, weil es so realistisch, so wahr ist.

Ein Teil des Buches ist leider eher eine Selbstinszenierung des Autors und hat mich nicht so wirklich interessiert, z. B. seine Jobs und beruflichen Erfolge. 

Die detaillierten Sexszenen fand ich in Ordnung, allerdings fehlt mir daneben eine Innensicht der Figuren. Alles bleibt an der Oberfläche und körperlich, nicht nur in sexueller Hinsicht. Wenn Nina Alpträume hat, dann schreibt der Ich-Erzähler, dass es ihn nicht interessiert, weil er nicht in den Träumen vorkommt. Wenn sie weint, meint er, dass sie eine Art Seelenhygiene betreibe, ohne dass er mal nach den Hintergründen fragt. Für ihn ist Nina immer die Starke und Unabhängige, obwohl in den wenigen Sätzen, in denen sie mal selbst zu Wort kommt, schnell klar wird, dass das eben nicht alles ist.

Mein Fazit: Ein sehr schonungsloses Buch, vor allem, was das Sterben angeht und in der Hinsicht wirklich gelungen. Der Rest ist für mich nicht so interessant zu lesen gewesen, Selbstdarstellung eines Künstlers, das erinnert mich zu sehr an Rainald Goetz.