Rezension

Liebenswert und voller Poesie ​

Was man von hier aus sehen kann - Mariana Leky

Was man von hier aus sehen kann
von Mariana Leky

Bewertet mit 4.5 Sternen

Inhalt
„Was man von hier aus sehen kann“ erzählt die Geschichte der schrulligen Dorfgemeinschaft von Westerwald. Dort gibt es zum Beispiel Selma, die immer, wenn sie von einem Okapi träumt, damit den Tod eines Dorfbewohners vorhersagt und Westerwald in einen Ausnahmezustand versetzt. Von ihr, ihrer Enkelin Luise, von Freundschaft, (unerwiderter) Liebe, Verlust, Aberglauben und Zusammenhalt erzählt dieser Roman.

Meinung
„Was man von hier aus sehen kann“ habe ich gekauft, ohne so richtig zu wissen, was mich erwarten würde. Ich habe einfach dem Lob vieler Blogger*innen und einer Buchhändlerin meines Vertrauens vertraut und bin sehr zufrieden damit.
Es ist tatsächlich schwer zu erklären, was für eine Geschichte der Roman erzählt und welchem Genre er konkret angehört. Im Grunde beschreibt er aus Luises Perspektive sowohl deren Leben und Familiengeschichte als auch vereinzelte Anekdoten aus dem Dorf über einen Verlauf von vielen Jahren, von ihrer Kindheit zum Erwachsenenalter. Auch einige kleine fantastische, in Richtung Märchen tendierende Elemente sind enthalten, nehmen jedoch nicht überhand, sodass der Roman größtenteils als realistisch eingestuft werden kann. Dabei kommen viele Themen zur Sprache, unter anderem der Umgang mit dem Tod eines geliebten Menschen, die Angst vor dem Tod, Aberglauben, Liebe, die nicht erwidert wird, mit der Zeit vergeht oder von äußeren Umständen erschwert wird und der Zusammenhalt einer eingeschworenen Dorfgemeinschaft wie der Westerwalds.
Die Handlung selbst ist dabei eher ruhig, das Buch liest sich aufgrund des poetischen, sensiblen und emotionalen Schreibstil dennoch zügig.
„Was man von hieraus sehen kann“ ist einer dieser Romane, in denen Figuren nicht so sprechen, wie Menschen es in der Realität tun würden, sondern eher poetisch und gestelzt, wie in einem Märchen. Dennoch sind die Dialoge zum Teil wunderschön und Beschreibungen sehr treffend, mitunter auch äußerst humorvoll. Man hat das Gefühl, dass besonders Figuren in ihrem Wesen sehr gut und anschaulich erfasst werden. Insbesondere in das stilistische und inhaltliche Zusammenspiel von Anfang und Ende habe ich mich verliebt.
Zunächst ist die Erzählweise jedoch ein wenig verwirrend, da Luise die Geschichte zwar aus der Ich-Perspektive erzählt, teilweise jedoch auch als auktoriale Erzählerin fungiert.
Was den Roman auszeichnet, sind definitiv die Figuren. Die spezielle Selma, die abergläubische Elsbeth, der ewig heimlich verliebte Optiker, die stets miesepetrige Marlies - sie alle sind speziell, aber auf eine schrullige Art liebenswert. Die Dynamik zwischen diesen Personen, die so verschieden sind und einander dennoch Halt und Unterstützung bieten, ist interessant zu verfolgen. Mal belächelt man ihr seltsames Verhalten, doch am Ende des Romans war ich vor allem gerührt von dieser schönen Geschichte.

Fazit
„Was man von hieraus sehen kann“ ist eine berührende, teils poetisch und humorvoll erzählte Geschichte über ein liebenswertes Dorf, Liebe, Aberglaube und Zusammenhalt.