Rezension

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Liebenswerter Ermittler im sonnigen Süden

Lost in Fuseta - Gil Ribeiro

Lost in Fuseta
von Gil Ribeiro

Bewertet mit 5 Sternen

Lasst uns die Besten austauschen - so lautet es in der Broschüre von Europol. So kommt es, daß die portugiesiche Polizei ihren Kollegen Rui Aviola nach Hamburg verabschiedet, während Leander Lost an der Algarve ankommt. Die Portugiesischen Kollegen, Carlos Esteves und Graciana Rosada, haben aufgrund der vielen Urlauber durchaus Vorurteile gegen Deutsche. Doch Leander Lost paßt in keins der Klischees, denen besonders Carlos verhaftet ist. Er ist seltsam, kann er doch nach nur dreiwöchigem Sprachkurs schon fast fließend die neue Sprache, versteht allerdings keinen der Witze der neuen Kollegen. Auch scheint er alles für bare Münze zu nehmen, was man ihm erzählt. Erst Gracianas Schwester Soraia findet des Rätsels Lösung. Leander ist Autist mit dem Asperger-Syndrom, besitzt ein fotografisches Gedächtnis, kann nicht lügen, kann allerdings auch keine Emotionen seiner Gegenüber deuten. Nach und nach wird klar, daß Leander von seinen deutschen Kollegen nicht geschätzt, sondern eher nach Portugal abgeschoben wurde. Bis diese das erkennen, sitzt Leander schon fast wieder im Flieger heimwärts, hat er doch seinen neuen Kollegen bei einer Geiselnahme angeschossen. Das kommt bei Carlos naturgemäß nicht gut an. Bis sie Leander ins Team zurückholen. Und eigentlich nicht nur ins Team, das Team ist dort in Fuseta schon Familie.

Mir hat dieser Krimi ausnehmend gut gefallen. Obwohl der Mordfall und die Ermittlungen insgesamt nur eine Woche andauern, hat man nicht wie in den typisch amerikanischen Krimis das Gefühl, daß durch die Handlung gehetzt wird, das Kriminallabor in Rekordzeit Ergebnisse liefert (die ja bekanntlich auch ihre Zeit brauchen) oder die Polizisten wie wildgewordene Irre durch die Gegend rennen. Nein, man hat Zeit die vom Autor wunderbar beschriebene Landschaft zu genießen, Land und Leute kennenzulernen. Carlos und Gracianas Familie und Heimat. Die Lösung des Falles kommt nicht überraschend, ist aber doch einigermaßen verzwickt. Die Protagonisten wurden vom Autor wunderbar beschrieben. Dem Schreibstil kann man locker folgen. Ich möchte mehr von dem liebenswerten Team lesen, und hoffe auf eine Fortsetzung, zumal ja erst eine Woche des Austauschjahres vergangen ist.